Diese Liegenschaft kann man nicht rauchen. Auch wird man darin nicht high. Dennoch berauscht sie die Immobilien- und Baubranche. Denn der eben bezogene Gebäudekomplex mit 19 Wohnungen in St. Gallen ist Europas grösstes Hanfhaus.
Auf den ersten Blick ist nicht Ungewöhnliches auszumachen. Der Beton wirkt wie ein normaler Baustoff. Es handelt sich aber um Hanfbeton, den die Schweizer Baufirma Openly verwendet hat.
Insgesamt 2600 Quadratmeter des Gebäudes bestehen aus Hanfziegeln. Zudem wurden 1500 Quadratmeter vorgefertigte Hanfwände installiert. Laut Openly kann der grüne Baustoff den herkömmlichen Maueraufbau ersetzen. Allerdings hat Hanfbeton keine statischen Eigenschaften und muss deshalb immer mit einem Holzgerüst oder Betonbau kombiniert werden, erklärt die Firma auf Nachfrage.
Hanfbeton ist CO₂-negativ
Dafür hat Hanf andere Vorteile. Es ist ein nachhaltiger Baustoff. Denn Hanf wächst nach und kann regional produziert werden. Herkömmliche Baustoffe sind in der Herstellung sehr energieintensiv. Das in Beton enthaltene Zement beispielsweise ist ein regelrechter Klimakiller. Bei der Herstellung von einem Kilogramm Zement wird ein Kilogramm CO₂ in die Atmosphäre freigesetzt. Hanfbeton ist laut Openly dagegen CO₂-negativ. Das heisst, bei der Herstellung und Verarbeitung wird mehr CO₂ aus der Atmosphäre entfernt als ausgestossen.
Der grüne Baustoff hat allerdings seinen Preis: Hanfbeton ist 10 bis 20 Prozent teurer als konventioneller Beton. Für die neuen Mieterinnen und Mieter dürfte neben der Nachhaltigkeit nun aber vor allem der Wohnkomfort zählen. Die Nachfrage ist gross: Im Wohnblock in St. Gallen sind alle Wohnungen bis auf das Penthouse vergeben. Wie es sich im Hanf-Haus lebt, soll mittelfristig ausgewertet werden.