Das Credit-Suisse-Debakel hat den Kantonalbanken in die Karten gespielt. Im ersten Halbjahr haben sie überdurchschnittliche Gewinne erzielt. Zwei Drittel der 24 Finanzinstitute verbuchten gar Rekordgewinne. Insgesamt belief sich das Plus auf über 2 Milliarden Franken, wie die «Sonntagszeitung» berechnet hat. Grund dafür sind primär die hohen Margen im Zinsgeschäft. Denn: Seit dem Ende der Negativzins-Phase können die Banken für Kredite oder Hypotheken höhere Zinse verlangen. Die Zinsen auf Spareinlagen haben sie bisher allerdings nur sehr zurückhaltend angehoben.
Das kommt bei weitem nicht überall gut an. «Die Banken zocken ihre Kundschaft ab», sagt Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz, im Bericht. Es sei «unfair», wenn die Banken «absurd hohe Gewinne» erwirtschafteten, sich jedoch weigerten, Gebühren zu senken und die Zinsen für Sparerinnen und Sparer zu erhöhen. «Es ist höchste Zeit, dass sie wieder eine gerechtere Situation für die Konsumentinnen und Konsumenten herstellen.»
«Der Kundschaft entgegenkommen»
Mit dieser Ansicht ist sie nicht alleine. Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaftsrecht an der Uni Bern, findet, dass die Kantonalbanken «bei den Gebühren und Zinsen ihrer Kundschaft entgegenkommen müssten». In erster Linie die 15 Kantonalbanken, die als öffentlich-rechtliche Anstalten organisiert sind. «Für sie darf die Gewinnmaximierung nicht im Vordergrund stehen.»
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Auch das Gewerbe forderte mehr Verständnis, wie Fabio Regazzi, Präsident des Gewerbeverbands und Mitte-Nationalrat sagte. Es sei zu prüfen, ob die Banken ihre Margen reduzieren könnten. Wen wunderts: Aus Sicht des Verbands der Kantonalbanken sind die Zinse «marktgerecht». Diverse Banken hätten ihre Konditionen angepasst. «Sie geben damit die besseren Bedingungen am Geld- und Kapitalmarkt an die Kundinnen und Kunden weiter.»
Die angegriffenen Banken wehren sich. Die Zürcher Kantonalbank etwa weist darauf hin, dass die Zinswende rasant erfolgt sei. Die Zinsmargen würden sich mit der Zeit wieder einpendeln. «Diese Normalisierung findet jedoch langsam statt.» (pbe)