Raiffeisen-CEO Heinz Huber zum Vorwurf, Sparer erhielten zu tiefe Zinsen
«Von Schröpfen würde ich nicht reden»

Den Banken läufts wie geschmiert. Raiffeisen-CEO Heinz Huber wehrt sich im Gespräch gegen den Vorwurf, die Sparer zu wenig an der Zinswende teilhaben zu lassen.
Publiziert: 24.08.2023 um 00:48 Uhr
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Aktualisiert: 24.08.2023 um 10:15 Uhr
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Heinz Huber, CEO von Raiffeisen, wehrt sich gegen den Vorwurf, die Sparer zu schröpfen.
Foto: keystone-sda.ch
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Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Für Banken ist es wieder einfacher, in Zeiten der Zinswende viel Geld zu verdienen. Das zeigt auch das Halbjahresergebnis von Raiffeisen. Deren Chef Heinz Huber (58) muss sich die Frage gefallen lassen, ob seine Bank den Zinsvorteil nur verzögert an die Kundinnen und Kunden weitergibt – und so ihren Gewinn aufbessert. 

Blick: Alleine im Zinsgeschäft hat Raiffeisen über 300 Millionen Franken verdient. Heinz Huber, schröpft Raiffeisen die Sparer?
Heinz Huber: Die Sparzinsen folgen mit einer Verzögerung den Leitzinserhöhungen der Nationalbank. Raiffeisen hat alleine in diesem Jahr die Zinsen bereits viermal erhöht. Wir bieten zudem Produkte mit Vorzugszinsen und eine kostenlose Kontenführung an. Von Schröpfen der Sparerinnen und Sparer würde ich deshalb nicht reden. 

Der Leitzins ist bei 1,75 Prozent, eine fünfjährige Hypothek kostet an die drei Prozent – da könnte man doch etwas grosszügiger mit den Sparern sein?
Wenn die SNB die Zinsen weiter erhöht, dann werden auch wir die Sparzinsen entsprechend anpassen. Das geschieht laufend. Zum Vergleich: Als die Zinsen 2008 stark gefallen sind, haben wir auch nicht sofort reagiert und damals die Zinssenkungen verzögert an die Sparer weitergegeben. 

Der unaufgeregte Banker

Heinz Huber (59) steht seit 2019 an der Spitze der Raiffeisen-Gruppe. Der Thurgauer hat es geschafft, nach den Vincenz-Turbulenzen wieder Ruhe in die Nummer zwei auf dem Finanzplatz zu bringen. Zuvor hatte Huber während vier Jahren die Thurgauer Kantonalbank geleitet. Seine Banklehre hat er bei der UBS absolviert.

Heinz Huber (59) steht seit 2019 an der Spitze der Raiffeisen-Gruppe. Der Thurgauer hat es geschafft, nach den Vincenz-Turbulenzen wieder Ruhe in die Nummer zwei auf dem Finanzplatz zu bringen. Zuvor hatte Huber während vier Jahren die Thurgauer Kantonalbank geleitet. Seine Banklehre hat er bei der UBS absolviert.

Im Moment scheint es das Dümmste, als Sparer das Geld auf dem Konto liegenzulassen. Die Zinsen können die Teuerung bei weitem nicht ausgleichen. Da würde es sich mehr lohnen, ein neues Sofa oder ein neues Auto zu kaufen?
Noch haben viele Kunden laufende Festhypotheken zu tieferen Zinsen. Das muss sich erst ausgleichen. Über die Zeit wird sich die Zinsmarge wieder verringern. Aber es stimmt schon, um als Sparerin oder Sparer die Teuerung langfristig auszuhebeln, sollten sie einen Teil ihrer Anlagen in Wertschriften investieren.

Mit steigenden Zinsen wird der Hauskauf für viele noch unerschwinglicher. Wieso kann Raiffeisen immer noch neue Hypotheken verkaufen?
Wir sind in diesem Markt sehr präsent, jede fünfte Hypothek kommt mittlerweile von Raiffeisen. Einerseits steigen die Preise für Wohneigentum immer noch leicht, einfach nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Zudem wird im Moment auch viel renoviert oder saniert – vor allem im Energiebereich, also etwa eine Öl- oder Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt. Dafür wird oftmals eine bestehende Hypothek erhöht. Das generiert auch Volumen. 

Raiffeisen-Gewinn explodiert

Die Raiffeisen-Gruppe ist nach dem Aus der Credit Suisse zur zweitgrössten Bank der Schweiz aufgestiegen und verdient im ersten Halbjahr viel Geld. Insgesamt 701 Millionen Franken – über ein Viertel mehr als im Vorjahr. Vor allem in ihrem Hauptgeschäft, der Vergabe von Hypotheken, konnte die Genossenschaftsbank massiv zulegen. Die Hypothekarforderungen der Bank sind auf über 207 Milliarden Franken angestiegen. Wie bei den allermeisten Banken läuft nach der Zinswende das Zinsgeschäft prächtig. Die Sparer bekommen deutlich weniger Zins als die Hypothekarschuldner bezahlen müssen – macht unter dem Strich einen stark gewachsenen Gewinn von über 300 Millionen Franken alleine in diesem Bereich. Für das Gesamtjahr rechnet Raiffeisen mit einem noch besseren Ergebnis als im letzten Jahr. Christian Kolbe

Die Raiffeisen-Gruppe ist nach dem Aus der Credit Suisse zur zweitgrössten Bank der Schweiz aufgestiegen und verdient im ersten Halbjahr viel Geld. Insgesamt 701 Millionen Franken – über ein Viertel mehr als im Vorjahr. Vor allem in ihrem Hauptgeschäft, der Vergabe von Hypotheken, konnte die Genossenschaftsbank massiv zulegen. Die Hypothekarforderungen der Bank sind auf über 207 Milliarden Franken angestiegen. Wie bei den allermeisten Banken läuft nach der Zinswende das Zinsgeschäft prächtig. Die Sparer bekommen deutlich weniger Zins als die Hypothekarschuldner bezahlen müssen – macht unter dem Strich einen stark gewachsenen Gewinn von über 300 Millionen Franken alleine in diesem Bereich. Für das Gesamtjahr rechnet Raiffeisen mit einem noch besseren Ergebnis als im letzten Jahr. Christian Kolbe

Saron-Hypotheken boomen im Moment. Wird deren Anteil weiter zunehmen?
Wir empfehlen einen Mix aus Fest- und Geldmarkthypotheken, damit die Zinsbelastung berechenbar bleibt. 

1,8 Milliarden Franken Netto-Neugeld klingt nicht nach einer grossen Summe vor dem Hintergrund des Endes der Credit Suisse.
Diese 1,8 Milliarden Franken sind nur die Gelder, die direkt in Wertschriftendepots geflossen sind. Dazu kommen noch Kontoeinlagen von nochmals fast einer Milliarde. Das ist kein schlechtes Ergebnis in einem insgesamt rückläufigen Markt. 

Sie haben gesagt, die Kunden verteilen ihr Geld auf mehrere Banken. Ist bei Raiffeisen auch Geld abgeflossen?
Ja, wir haben auch Kundengelder verloren. Die Verunsicherung im Zuge der CS-Übernahme war schon spürbar. Die Einlagensicherung deckt nur 100’000 Franken ab. Da haben einige Kunden ihr Erspartes auf weitere andere Raiffeisenbanken oder Drittbanken verteilt. Das ist ganz normal in solchen Zeiten. 

In welchen Umfang sind Gelder abgeflossen?
Das kann ich so nicht beziffern. Insgesamt konnten wir bei den Kundengeldern zulegen. 

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