Die Schweizerinnen und Schweizer haben die steigenden Gesundheitskosten satt. Mittlerweile sind 71 Prozent für eine Einheitskasse als Grundversicherung. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Vergleichsdiensts Comparis. Dagegen findet ein Fünftel die Einheitskasse eine schlechte oder eher schlechte Idee, 9 Prozent haben sich enthalten.
Die Befürworter erhoffen sich von der Einheitskasse vor allem eines: tiefere Krankenkassenprämien. Drei Viertel von ihnen sind der Meinung, die Prämien müssten monatlich um 40 Franken oder mehr sinken, dass sich die Einheitskasse lohnt. Die monatlichen Kosten müssten also 10 Prozent tiefer ausfallen, um die Bevölkerung zufriedenzustellen.
Das ist gemäss Felix Schneuwly (63), Krankenkassen-Experte bei Comparis, aber kaum realistisch: «5 Prozent der Prämien sind Verwaltungskosten der Krankenkassen. Selbst wenn die Einheitskasse gratis arbeitete, würde das 10-Prozent-Ziel bei weitem nicht erreicht.»
Nur durch Verzicht möglich
Die Medizin werde gemäss dem Experten schliesslich immer mehr – und auch immer besser. Innerhalb der letzten Jahre wurden unter anderem die Förderung der Hausarzt-, Komplementärmedizin und Pflege in der Bundesverfassung verankert. Das treibt die Kosten zusätzlich nach oben. «Die meisten von uns wollen immer mehr. Bezahlen sollen aber andere», so der Experte.
Schneuwly sieht nur eine Lösung, damit die Prämien wieder sinken: Verzicht. «Etwa indem Stimmbürgerinnen und -bürger nicht für jedes ineffiziente oder qualitativ schlechte Spital, das zu wenig Patientinnen und Patienten behandelt, einen Millionenkredit oder ein Eigenkapitalzuschuss gewähren.»
Fast 80 Prozent der Befragten wünschen sich zudem, dass die Einheitskasse getestet wird. Schneuwly schlägt vor, zuerst nur in einem Kanton den Versuch zu wagen: «Dadurch könnten wir das Monopol mit dem Kassenwettbewerb im Rest der Schweiz vergleichen, bevor wir diese überstürzt in der ganzen Schweiz einführen.» (kae)