Auf einen Blick
- Mega-Resort in Obergesteln VS sorgt für Wirbel im Obergoms
- Kritiker befürchten Verlust der Ursprünglichkeit und Unberührtheit der Region
- Projekt verspricht 130 Wohnungen und 100'000 Übernachtungen pro Jahr
Im beschaulichen Obergoms im Wallis sorgt ein Bauprojekt der Superlative für mächtig Wirbel. Der Unternehmer Jean Claude Bregy plant in Obergesteln VS ein Mega-Resort. Das Projekt verspricht 130 Wohnungen, Restaurants, eine grosse Wellnessanlage – und sogar einen künstlichen See. Es soll 100'000 Übernachtungen pro Jahr generieren. Im Januar hat der schillernde Investor sein 100-Millionen-Resort im Wallis vorgestellt. Vor Einheimischen, Zweitwohnungsbesitzern und Staatsrat Christophe Darbelley.
Bregy will dem Tourismus im Oberwallis neuen Schwung verleihen. Zusammen mit zwei Partnern plant er im 200-Einwohner-Dorf Obergesteln VS mit dem «Resort Obergoms» den ganz grossen Wurf. Neben den 130 Studios, Appartements und Maisonettewohnungen soll ein neues Restaurant für 80 Personen entstehen. Zudem sind eine Wellnessanlage, ein Fitnessbereich und ein unterirdisches Parkhaus geplant. Und ein Park mit künstlichen Seen.
Die Wohnungen werden nicht verkauft, nur vermietet. Das «Resort Obergoms» soll wie ein Hotel funktionieren. Bregy und seine Mitstreiter wollen so für warme Betten sorgen und eines der grössten Probleme der Region lösen – dass viele Wohnungen nur wenige Wochen pro Jahr auch wirklich bewohnt sind und für Einnahmen sorgen.
«Luxushotellerie hat Seele zerstört»
Jetzt formiert sich Protest gegen das Grossprojekt. Eine Interessengemeinschaft kritisiert das geplante Resort. Und stellt dem Gemeinderat in einem offenen Brief, der Blick exklusiv vorliegt, verschiedene Fragen. Die IGF setzt sich vor allem aus Zweitwohnungsbesitzern aus dem Oberwallis zusammen. Sie befürchten, dass die Gemeinde Obergesteln in der Region Obergoms mit dem Bau des Resorts ein zentrales Alleinstellungsmerkmal verspielt. «Das Obergoms steht nicht für überteuerte Luxushotellerie, die andernorts die Seele von Feriendestinationen zerstört hat», schreiben sie.
Die Besucher würden wegen der Unberührtheit und der Ursprünglichkeit von Natur und Siedlungen anreisen. «Natürlich ist eine sanfte und bedarfsgerechte Weiterentwicklung notwendig und erwünscht, aber ein überdimensioniertes ‹Resort Obergoms› macht unser Alleinstellungsmerkmal zunichte und vertreibt möglicherweise auch unsere geschätzten Stammgäste.» Kurz: Das Projekt ist zu gross, zu luxuriös.
Die Kritiker fragen sich, ob der Businessplan der Projektentwickler realistisch ist. «Oder drohen dem Goms am Ende leerstehende Bauruinen?» Sie führen das «Goldene Ei» von Davos GR als Negativbeispiel an. Und schreiben: «Es ging bereits nach der ersten Saison Konkurs; das Nachsehen hatten Bäckereien, Metzgereien, Handwerker sowie die Gemeinde Davos mit ihren Steuerzahlern.» Das wollen sie im Wallis verhindern.
«Keine fähigen Architekten im Wallis?»
Weiter wollen sie wissen, ob sich die Gemeinde der finanziellen Risiken eines zahlungsunfähigen Resorts bewusst ist. Und ob sie die Möglichkeit eines Desasters wegen Konkurs ausschliessen kann. «Was passiert, wenn die Investorengruppe während des Baus – aus welchem Grund auch immer – zahlungsunfähig wird?» Zudem fragt die IG: «Haben Sie auch abgeklärt, was mit der Anlage bei einem Konkurs nach der Inbetriebnahme geschehen soll?»
Damit nicht genug. Die Zweitwohnungsbesitzer wollen auch wissen, ob das investierte Kapital auch wirklich im Obergoms bleibt. Oder ob primär Auswärtige profitieren. Sie fragen: «Gemäss der Projektwebseite will man neue Arbeitsplätze schaffen und mit dem lokalen Gewerbe zusammenarbeiten. Warum arbeiten die Projektentwickler dann mit einem Architekturbüro aus Luzern und der ETH in Zürich zusammen? Haben wir keine fähigen Architekten und Ingenieurbüros im Wallis?»
Evakuierungen wegen Lawinengefahr
Sie zweifeln zudem daran, ob die Gemeinde überhaupt einen massiven Anstieg der Gästezahlen stemmen kann. Und führen Evakuierungen wegen Lawinengefahr in den 70er- und 80er-Jahren ins Feld. «Wie will die Gemeinde bei einem weiteren solchen Gefahrenereignis ein volles Resort, Gäste und Personal evakuieren? Und wohin sollen diese Menschen in Sicherheit gebracht werden?»
Das Projekt nimmt derweil seinen Lauf – trotz der Kritik. Das Land, auf dem die Liegenschaften entstehen sollen, gehört seit Jahren Bregy. Eine mühsame Umzonung ist nicht nötig, es liegt bereits in der Bauzone. Für die Seenlandschaft braucht es aber eine Zonenanpassung, über die wohl noch in diesem Jahr abgestimmt werden kann. Derzeit feilen die Initianten mit Gemeinde und Kanton an letzten Details. Bis Mitte 2026 will Investor Bregy ein Baugesuch einreichen. Und dann nach weiteren Investoren suchen.