Zerstrittenes St. Galler Skigebiet
Frustrierte Skifahrer wollen ihrem Ärger an einer Demo Luft machen

Die Skifahrer im Toggenburg sind frustriert. Die Verbindungspisten zwischen Wildhaus und Unterwasser bleiben geschlossen, weil sich die Bergbahnen verkracht haben. Eine Facebook-Gruppe organisiert jetzt einen Protestmarsch. Und fordert eine Wiedereröffnung der Pisten.
Publiziert: 10.02.2025 um 15:31 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2025 um 22:54 Uhr
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Wintersportler auf dem Sessellift im Skigebiet Wildhaus. Ins Gebiet von Unterwasser können sie nicht mehr fahren.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Skigebiete Wildhaus und Unterwasser streiten, Verbindungspisten bleiben geschlossen
  • Langjähriger Konflikt um Einnahmenverteilung führte zur Trennung der Skigebiete
  • Facebook-Gruppe mit 1000 Mitgliedern plant Protestmarsch am 20. August
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Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Skifahrerinnen oder Snowboarder, die von Wildhaus SG aus nach Unterwasser SG fahren wollen, reiben sich verwundert die Augen. Wo Generationen von Wintersportlern zwischen den beiden Skigebieten hin und her gewechselt haben, liegt heute unberührter Schnee. Die beiden Verbindungspisten – die Piste 13 vom Gebiet Gamserrugg hinüber zum Chäserrugg und die Piste 14, die in umgekehrter Richtung verläuft – werden nicht mehr präpariert.

Hintergrund ist ein erbitterter, langjähriger Streit zwischen den beiden Skigebieten. Dabei haben Wildhaus SG und Unterwasser SG davor immerhin 19 Jahre lang an einem Strick gezogen – und zwar erfolgreich. Die Toggenburg Bergbahnen AG und die Bergbahnen Wildhaus AG boten ein gemeinsames Ticket an. Die beiden Skigebiete waren dank der Traverse miteinander verbunden. Heute liegen sich die zwei grossen Bergbahnen im Toggenburg in den Haaren. Und verkaufen zwei verschiedene Tageskarten. 61 Franken bezahlt man in Wildhaus – für 23 Pistenkilometer und 6 Bahnen. Das Ticket in Unterwasser kostet 65.50 Franken – für 50 Pistenkilometer.

Knatsch um Verteilung der Einnahmen

Dabei war ihre Devise: mehr Pistenkilometer fürs gleiche Geld. Das freute die Gäste und liess sich gut vermarkten. Seit 2017 ist das aber nur noch ein veralteter Werbeslogan. Denn die beiden Bahnen bekämpfen sich. Jede geschäftet auf eigene Rechnung. Grund für den Bruch ist ein Knatsch um die Verteilung der Einnahmen. Ein feindliches Übernahmeangebot brachte das Fass dann zum Überlaufen. 

Per Zeitungsinserat mit dem Titel «Zur Rettung des gemeinsamen Skitickets im Obertoggenburg» boten die Bergbahnbetreiber aus Unterwasser den überrumpelten Partnern in Wildhaus 25 Franken pro Aktie. Dabei hatte das Papier damals einen Steuerwert von 200 Franken. Entsprechend schlecht kam die Aktion in Wildhaus an.

Der Kanton St. Gallen versuchte zu vermitteln. Vergebens. Der Schaden für den Wintertourismus im Toggenburg war längst angerichtet. Noch heute gehen die Skigebiete getrennte Wege. Sehr zum Ärger der Wintersportler, die gerne das komplette Gebiet nutzen würden und nicht nur die Hälfte der Bahnen und Pisten. Sie haben sich nun in der Facebook-Gruppe «Für eine neue Verbindung zwischen den Toggenburger Skigebieten» zusammengetan.

«Genau so muss es wieder sein!»

Weil es einfach nicht vorwärtsgeht, planen sie nun eine Demonstration. Unter dem Motto «Genau so muss es wieder sein!» wollen sie am 20. August für ein Wiederaufleben der Verbindung der Skigebiete von Wildhaus und Unterwasser auf die Piste – und machen einen Vier-Stunden-Marsch vom Chäserrugg auf die Gamsalp und zurück von Wildhaus nach Unterwasser. Ihre Forderung machen sie heute schon publik: «Pisten 13 und 14 wieder öffnen!»

Einer der Köpfe hinter der Facebook-Gruppe mit 1000 Mitgliedern ist Harald Jenny aus Nesslau SG. «Ihr habt das Kundenbedürfnis nicht im Fokus», kritisiert er die Bahnbetreiber in der Lokalzeitung «Werdenberger & Obertoggenburger». Jeder, der das Toggenburg von aussen betrachte, sehe hier ein einziges Skigebiet. «Es ist sehr schade, dass eine Trennung besteht», sagt er.

Er ist überzeugt, dass sich die Verbindung auch finanziell lohnen würde. «Betriebswirtschaftlich muss es für beide Bergbahnen aufgehen. Nach der neuerlichen Verbindung der Skipisten 13 und 14 soll es beiden Betreibern der Skigebiete besser gehen», sagt Jenny. Und betont: «Indem wir von einem Skigebiet ins andere laufen, zeigen wir auf, dass diese Gebiete geografisch zusammengehören.»

Zum Protestmarsch will er auch die Verwaltungsräte der beiden verkrachten Bergbahnen einladen. «Es wäre wunderbar, wenn Mitglieder des Verwaltungsrats mit dabei wären und zeigen, dass sie offen für Gespräche sind. Wir wollen gemeinsam darüber sprechen, wie schön es wäre, auch im Winter mit den Ski denselben Weg befahren zu können.» Es sei wichtig, dass man rechne – und rede.

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