Auf einen Blick
- Die beiden grössten Bergbahnen im Toggenburg arbeiten nicht mehr zusammen
- Eine feindliche Übernahme ist gescheitert – viel Geschirr ist zerschlagen
- «Ein gemeinsames Ticket ist weiterhin denkbar», sagt Investor Matthias Eppenberger
Wildhaus SG und Unterwasser SG haben 19 Jahre lang an einem Strick gezogen – und zwar erfolgreich. Die Toggenburg Bergbahnen AG und die Bergbahnen Wildhaus AG boten ein gemeinsames Ticket an. Die beiden Skigebiete waren dank einer Traverse miteinander verbunden. Heute sieht die Situation ganz anders aus: Im Toggenburg liegen sich die beiden grossen Bergbahnen in den Haaren.
Dabei war ihre Devise: mehr Pistenkilometer fürs gleiche Geld. Das freute die Gäste und liess sich gut vermarkten. Seit 2017 ist das aber nur noch ein veralteter Werbeslogan. Denn die beiden Bahnen bekämpfen sich. Jeder geschäftet auf eigene Rechnung. Einer der Köpfe hinter dem Knatsch, der um die Verteilung der Einnahmen entbrannte, ist Matthias Eppenberger (65). Der Rechtsanwalt und Banker sass schon 2017 im Verwaltungsrat der Toggenburger Bergbahnen.
Er machte den Bergbahnen Wildhaus ein feindliches Übernahmeangebot. Per Zeitungsinserat mit dem Titel «Zur Rettung des gemeinsamen Skitickets im Obertoggenburg» boten sie den überrumpelten Partnern 25 Franken pro Aktien. Dabei hatte das Papier damals einen Steuerwert von 200 Franken. Entsprechend schlecht kam die Aktion in Wildhaus an. «Das ist eine feindliche Übernahme», sagte der damalige VR-Präsident Jakob Rhyner. «Das ist rechtlich wohl korrekt, aber moralisch verwerflich.»
Stararchitekten bauen am Berg
Der Kanton St. Gallen versuchte zu vermitteln. Vergebens. Der Schaden für den Wintertourismus im Toggenburg war längst angerichtet. Noch heute gehen die Skigebiete getrennte Wege. Kommt nun Bewegung in die Sache? In einem Artikel im «St. Galler Tagblatt» lässt sich Eppenberger als Retter des Toggenburgs feiern. «Die Dörfer sind teils seelenlos geworden», kritisiert er. Und zeigt auf, wie er das ändern will.
Eppenberger studierte an der Universität St. Gallen und machte sein erstes Vermögen als Banker bei Goldman Sachs. Mit einer eigenen Stiftung fördert er heute junge Menschen aus dem Tal und schützt historische Bauten. «Ich möchte dem Toggenburg etwas zurückgeben. Ich will mich für den Erhalt der Toggenburger Baukultur einsetzen», sagt der langjährige Mitinhaber einer Zürcher Privatbank.
Eppenberger hat aber auch ein Faible für zeitgenössische Architektur. Das renommierte Architekturbüro Herzog & de Meuron entwarf die neue Bergstation auf dem Chäserugg auf 2262 Metern über Meer. Auch die neue Talstation der Standseilbahn in Unterwasser haben die beiden Basler Architekten Jacques Herzog (74) und Pierre de Meuron (74) gezeichnet. Derzeit bauen Schüler von Herzog & de Meuron einen Teil des Zentrums von Nesslau SG um. Etwa das Café Ziehler mitten im Dorf, in dem Eppenberger aufgewachsen ist.
Von der Wall Street auf den Nesslauer Dorfplatz
«Nesslau und das Toggenburg liegen mir am Herzen», sagt Eppenberger, der vom Toggenburg aus die grosse Finanzwelt erobert hat. Zehn Jahre lang war er für Goldman Sachs an der Wall Street tätig. Heute sagt er: «Ich habe es geliebt. Es war wie auf einem grossen Marktplatz, auf dem sich die Welt trifft.» Für Eppenberger schliesst sich nun ein Kreis: Sein nächstes Projekt ist der Dorfplatz von Nesslau. Den will er umgestalten. Und sich danach an den Bau eines Mehrgenerationenhauses machen.
Eppenberger lebt heute von seinen Investments, einige davon im Silicon Valley. Im Toggenburg muss er deshalb nicht das grosse Geld machen. Und doch sieht er sich nicht nur als Wohltäter. «Die Geschäfte müssen korrekt aufgehen, die Löhne müssen wir bezahlen können», sagt er. Und wie steht er heute zur Zusammenarbeit mit Wildhaus? «Ein gemeinsames Ticket ist für uns weiterhin denkbar», betont er vielsagend. Dieses knüpfte er aber an eine Bedingung: Die verfeindeten Bergbahnen müssen fusionieren. Offene Türen rennt er damit in Wildhaus wohl keine ein.