Der Fussballkosmos möchte mit der Zeit gehen und gleichzeitig die pandemiebedingten Einbussen kompensieren. Um die Löcher in den Kassen zu stopfen, verkaufen grosse Fussballklubs nun eigene Kryptowährungen – auch unter dem Namen Fan-Token bekannt.
Zahlreiche Klubs wie Barcelona, Paris Saint-Germain, Juventus, aber auch die Nationalmannschaften von Portugal und Argentinien haben bereits solche Fan-Token herausgegeben. In der Schweiz mischen die Berner Young Boys mit.
Während der Fussball-WM in Katar erleben die Fan-Token der Klubs nun einen Boom – trotz der aktuellen Krypto-Krise im Zuge des FTX-Skandals. Das tägliche Handelsvolumen für diese speziellen Fussball-Kryptos ist im November im Schnitt auf rund 300 Millionen Dollar von rund 32 Millionen im Oktober angestiegen, wie die in Paris ansässige Krypto-Datenfirma Kaiko mitteilte. «Wir haben also einen zehnfachen Anstieg des Volumens, was für diese Token enorm ist», sagt die Analystin Dessislava Aubert.
Der Nutzen eines Fan-Tokens
Solche Fan-Token sind nicht mit Aktien gleichzusetzen. Eine Gewinnbeteiligung gibt es keine, sie sollen aber die Fans näher zu den Klubs bringen. So dürfen Token-Besitzer bei gewissen Entscheiden mitbestimmen. Zum Beispiel welche Tormusik im Stadion gespielt wird oder welche Botschaft in der Spielerkabine stehen soll. Und ihre Besitzer bekommen auch die Möglichkeit, bestimmte Sonderangebote ihres Klubs zu nützen.
Die Fans greifen zu: Einer BBC-Studie von Anfang 2022 zufolge seien bereits 300 Millionen Euro für Fan-Token ausgegeben worden. Dem Vernehmen nach soll rund die Hälfte der Verkaufserlöse an die Vereine gehen. Barça zum Beispiel habe rund eine Million Euro eingenommen – nur eine Stunde nachdem der Verkauf ihres Tokens losgegangen ist.
Messi erhielt einen Teil seiner Provision in PSG-Token
Einige Vereine nutzen die Fan-Währungen als Spekulationsobjekt. So werden beispielsweise die Token von Juventus und PSG auf gängigen Krypto-Plattformen gehandelt. Events aus der realen Fussballwelt haben natürlich einen Einfluss auf ihren Wert, was sich zum Beispiel beim Transfer von Superstar Lionel Messi zeigte, als der PSG-Kurs stark anstieg.
Messi erhielt sogar einen Teil seiner Provision für seinen ablösefreien Wechsel zu PSG in Form der hauseigenen Fan-Token.
Jetzt boomen also die Fussball-Kryptos gerade wieder. Die gesamte Marktkapitalisierung für Fan-Token stieg am Eröffnungswochenende der Fussball-WM auf 401 Millionen Dollar, verglichen mit 256 Millionen Dollar etwa zehn Tage zuvor, wie aus Daten der Analyse-Plattform CoinGecko hervorgeht.
Das Interesse der Fussballfans an Fan-Token könnte schnell wieder abebben, sagte Markus Thielen, Experte bei der Plattform für digitale Vermögenswerte Matrixport. «Unternehmen und Mannschaften, die diese Token verkaufen, müssen jetzt in regelmässigen Abständen einen höheren Wert bieten, sonst werden die Nutzer nach der Weltmeisterschaft schnell das Interesse verlieren.»