Die Blockchain hält Einzug in unser tägliches Leben. Die nachfolgenden Begriffe und Antworten beleuchten die revolutionäre Technologie und helfen, diese in ihren Grundzügen zu verstehen.
Wie funktionieren Blockchains genau?
Jedes Geschäft, das man in einer Blockchain dokumentiert, wird automatisch auf Tausenden Computern auf der ganzen Welt abgespeichert. So ist sichergestellt, dass niemand einzelne Einträge manipulieren kann, schliesslich müsste er dafür Tausende Computer gleichzeitig hacken. Eine Blockchain ist also vergleichbar mit einer gigantisch langen Excel-Tabelle, die regelmässig aktualisiert wird und alle je getätigten Transaktionen beinhaltet.
Was ist mit Dezentralisierung gemeint?
Man stelle sich vor, dass man einem Bekannten 1000 Franken ausleiht. Man kennt die Person nicht gut und druckt deshalb zwei Quittungen. Bei nur zwei Belegen liesse sich einer davon aber im Nachhinein relativ einfach manipulieren. Allerdings will man wegen dieses Geschäfts auch nicht zu einem teuren Notar, der die Transaktion beglaubigen könnte. Also verteilt man mehrere Kopien an unabhängige, vertrauenswürdige Personen, die diese einzeln aufbewahren und im Zweifelsfall die Echtheit der Quittung belegen können. Damit ist die Leihgabe dezentral dokumentiert, und es kann nicht zu Streitigkeiten oder Ungereimtheiten kommen. Blockchains machen nichts anders, als diesen Prozess zu automatisieren. Man kann Geschäfte also direkt und ohne Mittelsmänner abwickeln.
Welche Probleme können Blockchains lösen?
Blockchains sorgen dafür, dass einzelne Organisationen nicht zu viel Macht haben. Wir können damit beispielsweise Geld an Personen auf der ganzen Welt überweisen, ohne dass Banken dafür horrende Gebühren verlangen. Es lassen sich politische Abstimmungen durchführen, bei denen diktatorische Regierungen die Resultate nicht manipulieren können. Und wir können kontrollieren, wo und unter welchen Bedingungen Kleider wirklich produziert wurden, ohne dass wir den Herstellern blind vertrauen müssen.
Krypto-Serie
Wer wird von den Veränderungen durch Blockchains betroffen sein?
Die Technologie dürfte in den kommenden Jahren fast jede Branche verändern. Damit hätte sie auch starken Einfluss auf unseren Alltag. Besonders in Entwicklungs- und Schwellenländern, wo das Machtgefälle zwischen Bürger und Staat teils riesig ist, werden Menschen stark von den dezentralisierten Systemen profitieren.
Kann man Blockchains nur für Geld-Transaktionen nutzen?
Keineswegs. In eine Blockchain kann alles eingetragen werden – zum Beispiel, wem ein Grundstück gehört oder wie man bei einer Abstimmung gestimmt hat.
Was sind die Probleme der Technologie?
Weil jeder auf die Blockchain zugreifen kann, ist es schwierig, anonym zu bleiben. Zwar werden die Nutzer in Blockchains nicht mit Namen vermerkt, sondern mit einer Nummer, teilweise lassen sich aber trotzdem Rückschlüsse auf die Identität ziehen. Ausserdem ist es momentan noch zeit- und energieaufwendig, Blockchains auf allen Rechnern immer aktuell und gleichzeitig sicher zu halten.
Woher kommt der Name Blockchain?
Die Transaktionen werden jeweils blockweise in Tabellen eingetragen, was für zusätzliche Sicherheit sorgt. Diese Blöcke sind kryptografisch, also mit speziellen Codes verschlüsselt, miteinander verknüpft und dadurch nicht manipulierbar – von dort kommt auch der Begriff Kryptowährungen.
Was hat es mit Kryptowährungen auf sich?
Für fast jede Blockchain gibt es einen eigenen «Coin», eine digitale Münze, mit der das System betrieben wird. Der Begriff Kryptowährung ist allerdings irreführend, weil längst nicht alle Coins als digitales Zahlungsmittel benutzt werden, wie man es vom Bitcoin kennt. Zum Teil wird damit auch lediglich die Gebühr bezahlt, um einen Eintrag in eine Blockchain zu machen. Und in anderen Fällen sind die Coins nichts anderes als Aktien, also Anteile an Unternehmen, die eine Blockchain entwickelt haben. Besser als Coin ist deshalb der englische Begriff «Token», was auf Deutsch Jeton bedeutet.
Was ist ein ICO?
Die Buchstaben stehen für Initial Coin Offering. So nennt man es, wenn die Entwickler einer Blockchain zum ersten Mal Coins an interessierte Kunden verkaufen. Mit dem eingenommenen Geld wird die Firma dann weiter ausgebaut – es ist eine Art Startkapital.
Welche Rolle spielt die Schweiz bei dieser Entwicklung?
In den vergangenen Jahren kamen Unternehmer aus der ganzen Welt in die Schweiz, um hier ein ICO durchzuführen. Dafür verantwortlich sind vor allem die lockeren Gesetze in diesem Bereich. Deshalb bezeichnet man die Schweiz auch als Krypto-Valley. Im Jahr 2021 waren über 1100 Firmen in der Schweiz und Liechtenstein registriert. 6000 Arbeitsplätze hat die Branche geschaffen.
Wie lässt sich die Technologie heute schon nutzen?
Momentan gibt es noch relativ wenige Blockchain-Anwendungen, die für den Normalbürger interessant sind. Es existieren vereinzelt Läden, wo man mit Bitcoins zahlen kann, und im Internet findet man Plattformen und Spiele, die auf der Technologie basieren. Die meisten Nutzer haben Kryptowährungen bisher allerdings nur gekauft, um zu spekulieren.
Wie viele verschiedene Blockchains gibt es?
Tausende – und es werden jeden Tag mehr. Jede Blockchain hat einen anderen Zweck: Einige wurden dazu entwickelt, Geldtransaktionen abzuspeichern, andere werden in der Versicherungs- oder der Immobilienbranche genutzt.
Seit wann gibt es Blockchains?
Die Idee wurde 2009 nach der globalen Finanzkrise zum ersten Mal im Internet vorgestellt – und zwar von Satoshi Nakamoto. Bis heute ist allerdings nicht klar, wer hinter diesem Pseudonym und damit hinter der revolutionären Erfindung steckt. Der Bitcoin war die erste Anwendung der Technologie, mittlerweile hat sich aber gezeigt, dass Blockchains noch viel mehr Potenzial haben als ursprünglich angenommen.
Wann werden Blockchain-Anwendungen die breite Masse erreichen?
Fast jede grosse Firma – egal in welcher Branche – beschäftigt sich derzeit intensiv mit der Technologie. Gleichzeitig haben sich während der vergangenen Jahre Hunderte Start-ups gebildet, die eigene Blockchain-Anwendungen entwickeln. Es wird viel Geld investiert, und Universitäten nehmen Kurse zum Thema in ihre Studienprogramme auf. In der Schweiz gibt es seit 2019 sogar die erste Blockchain-Lehre. Bevor die Technologie unseren Alltag revolutionieren kann, müssen einige fundamentale technische Herausforderung gelöst werden, beispielsweise die fehlende Anonymität und der hohe Energieverbrauch. (pzu/nim)