«Nachhaltiges Wachstum im Blockchain-Sektor möglich»
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CVVC-CEO Mathias Ruch (49):«Nachhaltiges Wachstum im Blockchain-Sektor möglich»

Gründervater des Zuger Krypto-Valleys kritisiert
«Die Schweiz ruht sich auf den Lorbeeren aus»

Mathias Ruch (46) gehört zu den Gründervätern des Zuger Krypto-Valleys. Er spricht im Interview über den jüngsten Crash der Digitalwährungen, kritisiert die Schweiz und fordert einen Staatsfonds für Start-ups.
Publiziert: 19.10.2022 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2022 um 10:22 Uhr
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Mathias Ruch gehört zu den Gründervätern des Zuger Krypto-Valleys. Er ist Co-Founder und CEO von Crypto Valley Venture Capital (CV VC).
Foto: Loris Di Minico, CV Labs
Interview: Nicola Imfeld

Kryptowährungen wie Bitcoin haben in diesem Jahr beispiellose Verluste erlitten. Auch die grossen Digitalwährungen aus dem Zuger Krypto-Valley wie Tezos oder Cardano bleiben vom Abwärtstrend nicht verschont. Mathias Ruch (46) sind die herben Verluste seiner Branche nicht anzumerken. «Ich schaue nicht täglich auf den Bitcoin-Kurs», gibt sich der Mitgründer von Crypto Valley Venture Capital (CV VC) gelassen, als er Blick im Herzen des Zuger Krypto-Valleys empfängt. Hier direkt neben dem Bahnhof sind bei Mathias Ruch über 150 Blockchain-Firmen auf vier Stockwerken eingemietet.

Welche Folgen hat der Crash auf Ihre Firma und das Zuger Krypto-Valley?
Mathias Ruch:
Für uns keine. Wir investieren nicht in Kryptowährungen, sondern in Blockchain-Firmen und ihre Technologien. Auch die Unternehmen trifft die Korrektur nicht unmittelbar. Hier in Zug geht das tägliche Geschäft weiter wie bisher. Der gesamte Finanzmarkt erlebt gerade eine Korrektur – nicht nur die Kryptowährungen. Vor nicht langer Zeit glaubten viele noch, dass Kryptos einen Inflationsschutz bieten und nicht mit anderen Investitionsklassen korrelieren. Heute wissen wir, dass das nicht stimmt.

Die Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen ist von drei Billionen Dollar auf eine Billion Dollar eingebrochen. Diesem Reputationsschaden kann man sich auch in Zug nicht entziehen.
Ich ordne diese Korrektur als normal ein. Die meisten Blockchain-Firmen hat es vor sechs Jahren noch nicht gegeben. Der ganze Sektor ist wahnsinnig jung. Dass da einige Ideen nicht funktionieren, ist zu erwarten. Und im Jahr 2021 sind immer mehr unwissende Investoren ins System gekommen, der Zugang war plötzlich sehr einfach. Früher oder später musste diese Blase platzen. Für uns ist das gut, da die hohen Bewertungen heruntergekommen sind. Als Investor ein perfekter Moment, um wieder Geld in die Hand zu nehmen.

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Die Schweiz gehört dank dem Krypto-Valley zu den führenden Ländern im Blockchain-Bereich. Was macht uns so attraktiv?
Der Hauptgrund ist die Stabilität und Sicherheit der Schweiz. Steuertechnisch ist die Schweiz und insbesondere Zug attraktiv. Die Universitäten haben eine Strahlkraft. Wer mit seinem Unternehmen in die Schweiz kommt, weiss, woran er ist. Unser Land war in diesem Bereich von Anfang an führend, hat schnell erste Regeln erlassen und diese laufend weiterentwickelt. Heute sind viele der ganz grossen Blockchain-Unternehmen in der Schweiz. Das ist, wie wenn in den 1990er-Jahren Google und Amazon zu uns gekommen wären! Aber leider sind wir momentan gerade daran, den Vorsprung zu verspielen ...

... was meinen Sie damit?
Die Schweiz ruht sich auf den Lorbeeren aus. Wir haben zwar eine der fortschrittlichsten Blockchain-Gesetzgebungen der Welt, wir haben das Zuger Krypto-Valley mit 1200 Firmen – aber das scheint uns zu genügen. Die Schweiz gilt als eines der innovativsten Länder der Welt. Das mag stimmen, aber wir sind auch genügsam. Das spürt man nun in der Praxis. Es geht nicht mehr vorwärts, man läuft häufig beim Regulator und den Behörden auf, muss zum Teil sehr lange Wartezeiten in Kauf nehmen, bis man eine Antwort auf eine Frage oder ein Problem erhält. Das Resultat: Erste Firmen sind aus Zug ins Ausland abgewandert und haben zum Beispiel in Singapur einen sicheren Hafen gefunden.

Länder wie Singapur und die USA kennen einen Staatsfonds, von dem auch Blockchain-Firmen am Anfang profitieren. Braucht das Zuger Krypto-Valley auch Steuergelder?
Dass wir keinen solchen Staatsfonds haben, ist ein klarer Wettbewerbsnachteil. Ein nationaler Start-up-Fonds würde uns und der Schweiz helfen, vorne dabei zu bleiben. Wichtig ist, dass der Staat keine Ideen generieren oder Prozesse gestalten möchte. Die Ausführung muss man unbedingt den Privaten überlassen.

Heisst: Die Schweiz soll die Branche mit Geldern unterstützen, aber sich ja nicht einmischen.
Zugespitzt kann man das so sagen, ja. Sehen Sie: Im Jahr 1989 hat man im Cern in Genf die Grundlagen für das World Wide Web (WWW) geschaffen. Nur haben Google, Facebook, Amazon und Co. in den USA das grosse Geschäft gemacht. Die Schweiz hat damals eine riesige Chance verpasst. Nun haben wir 33 Jahre später mit der Blockchain, die eine Weiterentwicklung des Internets ist, eine neue Möglichkeit. Ein Start-up-Fonds würde helfen, den Standort zu stärken und Wachstum auch für kommende Generationen zu schaffen.

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