«Ich kann das nicht mehr stemmen, die goldenen Zeiten sind vorbei», sagt eine Bordellbetreiberin in Zürich. Nach 15 Jahren schliesst sie ihren Betrieb. Die Miete sei zu teuer, die Preise am Boden. Wo früher für eine Ganzkörpermassage 100 Franken stündlich bezahlt wurden, böten die Freier noch 20 bis 30 Franken, «ohne Gummi».
Die Zürcher Bordellbetreiberin ist damit nicht allein, wie der «Tages Anzeiger» schreibt. Zwischen 2012 und 2020 verringerte sich die Anzahl der Zürcher Sexsalons von 70 auf 42, also um 40 Prozent.
Corona-Krise wirkte verschärfend
Grund für die Krise ist auch die Corona-Pandemie. Im Kanton Zürich galt zehn Monate lang ein Arbeitsverbot für Prostituierte, was zu einer massiven Lücke in deren Portemonnaie führte. Laut Procore, einem Schweizer Netzwerk, welches die Interessen von Prostituierten vertritt, seien die Einnahmen zeitweise um rund die Hälfte zusammengebrochen. Viele gingen nämlich trotz Verbot ihrer Arbeit nach, um die hohen Mieten begleichen zu können.
Doch nicht nur die Corona-Krise ist am Niedergang des Geschäfts schuld. «Auch schon zuvor gab es eine Abwanderung ins Internet. Es ist kein Zufall, dass in den letzten Jahren Business-Appartements und Airbnb einen Boom erlebten», sagt die Bordellbetreiberin. Das sei für beide Seiten anonymer, und die Frauen könnten sich unsichtbarer machen, auch für Polizeikontrollen.
Grössere Konkurrenz
Ausserdem werde die Konkurrenz härter. Seit 2014 dürfen Sexarbeitende aus Polen, Tschechien oder Ungarn, seit 2019 aus Rumänien oder Bulgarien für 90 Tage in der Schweiz arbeiten, dafür gilt eine Meldepflicht. Wer das Geld für seine Lebenskosten grösstenteils in Rumänien verbraucht, kann tiefere Preise verlangen als Prostituierte, die in der Schweiz leben. (lui)