Sie galten bis vor kurzem als die Privilegierten auf dem Wohnungsmarkt: Ausländische Fachspezialisten, die nicht erst seit dem Fachkräftemangel von den Firmen händeringend gesucht sind. Oft sind bei diesen sogenannten Expats die Wohnkosten fixer Lohnbestandteil oder es gibt saftige Zuschüsse an die Miete einer meist grosszügigen Wohnung an guter Lage. Doch selbst diese privilegierte Gruppe hat immer mehr Mühe bei der Wohnungssuche.
Denn der Wohnungsmangel in den Städten hat sich dermassen verschärft, dass dieser nun auch Grosskonzerne trifft, die auf diese ausländischen Mitarbeitenden angewiesen sind. Das schreibt die «SonntagsZeitung». Expats bei der Wohnungssuche zu unterstützen, sei für den Industriekonzern Sulzer «in den letzten Jahren aufgrund des Wohnungsmangels in der Agglomeration Zürich wesentlich schwieriger geworden», sagte ein Sprecher. Beim Technologieunternehmen Siemens sei die Wohnungssuche für neue Mitarbeitende in der Schweiz aufgrund des tiefen Leerstands nicht leichter geworden, bestätigte Sprecher Marc Estermann. Der Rohstoffhändler Glencore sagte, es sei schwieriger geworden, in Zug und Zürich eine Wohnung zu finden.
Suchradius erweitern
Kein Wunder bei einer Leerstandsquote von 0,07 Prozent in der Stadt Zürich. So wenig freie Wohnungen gab es seit 2011 nicht mehr. Ähnlich sieht es in Bern (0,57 Prozent) oder Basel aus. Das spüren auch spezialisierte Vermittlungsbüros: «Mittlerweile kann es bis zu zwei Monate dauern, bis wir eine Wohnung gefunden haben. Dafür kann es bis zu zehn oder mehr Besichtigungen brauchen», sagt Anja Hagenbuch von Anchor Relocation. Die Vermittlungsfirma ist vornehmlich für Grosskonzerne aus verschiedenen Branchen auf Wohnungssuche. Selbst für die privilegierten Expats gilt: Abstriche bei der Wohnungssuche, vor allem was die Lage des Wohnorts betrifft.
Das heisst, den Suchradius ausweiten, Wohnungen auch ausserhalb des Zentrums ins Auge fassen. Davon können viele Schweizer Wohnungssuchende schon lange ein Liedchen singen. (koh)