«Die wenigsten können sich das leisten»
Geflüchtete Ukrainer haben keinen Einfluss auf Wohnungsnot

Bezahlbare Wohnungen in der Schweiz werden immer knapper. Mit ein Grund ist die grosse Zuwanderung. Dennoch haben laut SEM die 76'000 Ukrainerinnen und Ukrainer keinen Einfluss auf die Wohnungsnot in der Schweiz.
Publiziert: 24.02.2023 um 12:51 Uhr
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Aktualisiert: 24.02.2023 um 13:13 Uhr
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Die Wohnungsnot in der Schweiz verschärft sich. Im Bild die Schlange für eine Wohnungsbesichtigung in Zürich.
Foto: Keystone
Dorothea Vollenweider, Dominique Schlund

Der Wohnungsmangel in der Schweiz verschärft sich – nicht zuletzt wegen der erhöhten Zuwanderung im Jahr 2022. Allerdings wird der Effekt, den die ukrainischen Flüchtlinge auf den Wohnungsmarkt haben, marginal sein. Im letzten Jahr flüchteten 76'727 Ukrainerinnen und Ukrainer in die Schweiz, allein 2952 kamen in die Stadt Zürich. Sie dürften nun vermehrt in den regulären Mietwohnungsmarkt drängen. Allerdings wird es bei einigen wenigen bleiben.

«Die wenigsten der Geflüchteten können sich die hiesigen Marktmieten leisten», sagt Carlo Sommaruga (64), SP-Ständerat und Präsident des Mieterinnen- und Mieterverbands. Viele der Geflüchteten bleiben laut Sommaruga in den kollektiven Wohnanlagen oder bei ihren Schweizer Familien. Auch gemeinnütziger Wohnraum ist für viele Geflüchtete keine Option – zumal die Wartelisten für solche Wohnungen meist lang sind und Menschen, die hier Steuern zahlen, bevorzugt behandelt werden.

15 Prozent arbeiten trotz Sprachbarriere

Daran dürfte auch die Tatsache nichts ändern, dass bereits 15 Prozent der in die Schweiz geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer eine Stelle gefunden haben. Dennoch ist Lukas Rieder, Pressesprecher vom Staatssekretariat für Migration (SEM), vom hohen Wert überrascht. Denn ein Grossteil der Geflüchteten, die heute in der Schweiz sind, sind Frauen und Kinder.

Arbeit und Kindererziehung unter einen Hut zu bringen, sei für alleinerziehende Mütter schon unter normalen Umständen eine grosse Herausforderung. «Hinzu kommt, dass die Sprache eine grosse Hürde darstellt. Viele Ukrainerinnen sprechen zwar Englisch – um in der Schweiz zu arbeiten, muss man allerdings eine Landessprache sprechen», sagt Rieder.

Was den Wohnraum in der Schweiz knapp macht, sind also nicht Flüchtlinge. Viel grösser neben der Zuwanderung aus dem EU-Raum und der Effekt der Individualisierung sowie der Rückgang bei Wohnungsbauprojekten. Einerseits wollen immer mehr Schweizer allein leben oder lassen sich scheiden. Dadurch nimmt die Wohnfläche pro Kopf jedes Jahr zu. Aktuell nutzt eine einzelne Person 46 Quadratmeter Wohnfläche. Andererseits hat die Projektierung von Wohnraum in den letzten Jahren aufgrund der immer höheren Grundstückpreise und dem teilweise hohen Leerstand in der Vergangenheit abgenommen. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Raiffeisen hervor.


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