Das ist eine gute Nachricht für Hausbesitzer: Der rasante Anstieg der Hypothekarzinsen in der ersten Jahreshälfte ist nicht nur gebremst, es lässt sich sogar ein Trend in die andere Richtung feststellen. Die Zinsen für Hypotheken fallen wieder.
Der Grund: Die Sorge um die Wirtschaft. Diese schlägt sich im allgemeinen Zinsniveau auf den Kapitalmärkten nieder. Nach den hektischen Leitzinserhöhungen der Notenbanken in den vergangenen Monaten hat der Markt gedreht, die Zinsen beginnen wieder zu sinken – und damit auch die Hypozinsen in der Schweiz.
«Die Schweizer Kapitalmarktzinsen hängen stark an jenen der USA, und dort sind zuletzt Rezessionsängste aufgekommen, das drückt die Zinsen», erklärt Stefan Meyner, Leiter Research beim Hypothekenspezialisten Moneypark, gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Nur Festhypotheken werden billiger
Die Trendumkehr gilt vor allem für Festhypotheken. Denn der Markt rechnet damit, dass die Zeit der Leitzinserhöhungen aufgrund der Rezessionsängste bereits wieder vorbei ist. Je nachdem, ob der Wirtschaftseinbruch tatsächlich kommt und wie stark er ausfällt, könnten die Leitzinsen sogar wieder sinken.
Das heisst, die Preise für Festhypotheken haben den Höhepunkt bereits überschritten, könnten sogar noch etwas weiter sinken. Das gilt allerdings nicht für Geldmarkthypotheken. Die variable Saron-Hypothek dürfte in Zukunft teurer werden. Denn in der Schweiz stehen weitere Zinsschritte erst noch bevor.
«Wir erwarten, dass die SNB ihren Leitzins in den nächsten zwölf Monaten um 0,75 bis 1,25 Prozent anheben wird, Saron-Hypotheken würden sich dann auf 1,30 bis 1,80 Prozent verteuern», so Moneypark-Experte Meyner. Das heisst: Der Preis für eine Saron-Hypothek könnte sich innert Jahresfrist verteuern.
Saron-Hypothek und Sicherheitspolster
Was also tun? Im Moment noch abwarten. Sollten Saron-Hypotheken tatsächlich deutlich teurer werden, könnte sich in einem Jahr der Abschluss einer Festhypothek wieder lohnen. Denn für nur wenig mehr Geld bekommt man dann auf Jahre hinaus Planungssicherheit, weiss genau, wie hoch die Kosten für das Wohneigentum sein werden.
Es könnte sich auch lohnen, ganz auf eine Saron-Hypothek zu setzen, sich dafür aber ein Sicherheitspolster zuzulegen, schlägt Adrian Wenger, Hypotheken-Experte im VZ Vermögenszentrum, im Zeitungsbericht vor: «Dabei sollten die Kunden aber mit einem Zins von 2 Prozent kalkulieren», so Wenger. «Die Differenz zwischen dem effektiven Kreditzins und dem kalkulatorischen Zins von 2 Prozent sollten die Kunden auf ein Sperrkonto monatlich einzahlen.»
Finanzblatt rechnet mit Achterbahnfahrt
Auch die «Finanz und Wirtschaft» macht derzeit eine Entspannung bei den Hypozinsen aus. Die Finanzzeitung beobachtet monatlich 13 Anbieter. «Wer sich in der Schweiz ein Eigenheim finanzieren will, sollte allerdings auch für die kommenden Monate mit stark schwankenden Hypozinsen rechnen», heisst es.
Der Grund: Die Anleger an den Zinsmärkten würden wohl noch eine Zeitlang hin- und hergerissen sein zwischen Inflations- und Rezessionsängsten. (koh)