Die UBS greift bei der von ihr übernommenen CS durch. Das zeigte sich bereits am ersten Tag, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Als die CS-Angestellten am Montag zur Arbeit erschienen, wurden sie von Dutzenden sogenannter Secondees der UBS erwartet. Diese prüfen seither Prozesse, Kunden und Kredite bei der Tochterbank. Und machen klar, wer neu Herr im Hause ist.
Die UBS-Angestellten haben zusätzlich zum normalen Job eine zweite Aufgabe. Sie sollen den neuen Kolleginnen und Kollegen über die Schulter schauen und so sicherstellen, dass alles den UBS-Standards entspricht. Spezialisten aus den verschiedensten Geschäftsbereichen sowie aus Recht und Compliance nehmen Prozesse, Kredite und Kunden der CS unter die Lupe, schreibt die «NZZ am Sonntag». Genau so, wie es Präsident Colm Kelleher (66) angekündigt hatte: «Jede Person der CS muss gefiltert werden!»
Nur noch Angestellte zweiter Klasse
Die Präsenz der UBS-Kontrolleure kommt bei den CS-Angestellten nicht gut an. Viele sehen darin ein Misstrauensvotum. Sie halten sich nur noch für Angestellte zweiter Klasse. Die Credit Suisse ist seit Montag eine hundertprozentige Tochter der UBS Group. Die vollständige Integration der CS in die UBS wird noch Monate, wenn nicht Jahre dauern. In dieser Phase müssen die CS-Chefs jeweils an zwei Vorgesetzte rapportieren – einen bei der CS und einen bei der UBS. Diese Struktur begünstigt Machtkämpfe.
Und birgt ein grosses Konfliktpotenzial. Vor allem im Schweizer Geschäft. Dort kommt es zu den grössten Überschneidungen zwischen dem Geschäft der UBS und der Credit Suisse. «Im Falle eines Disputs zwischen der für die UBS Schweiz zuständigen Sabine Keller-Busse mit CS-Schweiz-Chef André Helfenstein könnte Ulrich Körner eine wichtige Rolle spielen als Vermittler», sagt ein Experte im Bericht. (pbe)