Wir kennen es aus Filmen wie Star Wars. Bei Krieg der Sterne erscheint der Bösewicht Darth Vader plötzlich als blaue Projektion im Raum. Nun soll es Realität werden – zumindest fast. Mit jemandem übers Handy zu sprechen und ihn vor sich zu sehen, als ob er leibhaftig da wäre: Das ist das Ziel von Holographie, also Telefonaten mit Hologrammen. Dank des Mobilfunkstandards 5G könnte so eine Science-Fiction-Vision in greifbare Nähe rücken.
Damit Handynutzer ihren Gesprächspartner beim Telefonieren künftig als Hologramm sehen können, ziehen Europas grosse Mobilfunk-Netzbetreiber an einem Strang. Vodafone, Telefónica (O2), die Deutsche Telekom und die französische Firma Orange gaben am Mittwoch ein Projekt bekannt, bei dem eine gemeinsame Plattform zur Übermittlung dreidimensionaler Abbilder entwickelt werden soll.
Hologramm-Telefonie für alle
Hologramm-Telefonie sei zwar schon heute technisch möglich, aber aufwendig und kostspielig. Daher kommt sie nur selten zum Einsatz, heisst es in der Mitteilung. Das will man ändern – und diese Art der Kommunikation massentauglich machen. Die Hologramm-Plattform soll in etwa zwei Jahren für Endkunden verfügbar sein. Um die 3D-Abbildung zu sehen, ist eine Virtual-Reality-Brille nötig. Finanzielle Eckdaten des Projekts wurden nicht genannt.
«Ob privat für den Anruf bei Oma oder für den Business-Call mit Kollegen und Kunden: Durch Hologramm-Telefonie rücken wir in der virtuellen Welt näher mit unseren Freunden und Mitmenschen zusammen», sagt der Innovationschef von Vodafone Deutschland, Michael Reinartz.
«Unser Ziel ist, diese neue Form der Kommunikation für alle zugänglich zu machen.» Sven von Aschwege von der Telekom sagt: «Telefonieren, als stünde mein Gesprächspartner vor mir, ist ein Traum, der nun näher an die Realität rückt.»
Wie funktionierts?
Bei der Hologramm-Telefonie blickt der Angerufene durch eine VR-Brille und sieht den Oberkörper des Anrufers als digitales Abbild. Dies ist möglich, weil die Selfie-Kamera dessen Körperdaten aufnimmt und dann eine dreidimensionale Digitalversion entworfen wird.
Sitzt man beispielsweise daheim im Homeoffice, so könnte ein Kollege anrufen und dann auf der anderen Seite des Schreibtischs als 3D-Abbild erscheinen. Bei so einem Telefonat gibt es nur ein Hologramm, und zwar das des Anrufers. Ein Hologramm des Angerufenen, der die VR-Brille trägt, gibt es nicht.
Die Qualität ist noch fraglich
2018 führte Vodafone auf einem Testgelände in Aldenhoven (NRW) ein Hologramm-Videogespräch in einem fahrenden Kleinbus vor. Das damalige Projekt beruhte auf einer anderen Technologie als das jetzige Vorhaben und war visuell nur mässig überzeugend.
Mit dem nun erfolgten Schulterschluss der Branche soll ein grosser Schritt nach vorne gemacht werden. Die Mobilfunkfirmen preisen die Vorzüge zwar in den höchsten Tönen an. Wie gut oder schlecht die visuelle Qualität im Alltag tatsächlich sein wird, wird sich zeigen. (SDA/shq)