Es war lange Zeit eines der bestgehüteten Geheimnisse des Landes: Durch welches neue Logo wird die altehrwürdige Goldblume ersetzt, die seit fast 30 Jahren rund um den Globus für die Schönheiten der Schweiz und Ferien in unserem Land warb?
Nun ist klar: Auf die legendäre Goldblume folgt der nüchterne Schriftzug «switzerland» – im Logo in moderner Kleinschrift, in der begleitenden Medienmitteilung mit einem Grossbuchstaben am Anfang. Was schon mal für eine kleine Irritation sorgt.
«Die Goldblume prägte für eine Generation von Touristikern eine Epoche. Die Marke Switzerland vermittelt Vertrauen, präsentiert sich in einem modernen Design und ist zukunftsweisend für eine weitere Generation angelegt», erklärt Martin Nydegger (53), Direktor der Vermarktungsorganisation Schweiz Tourismus.
Tourismus in der Schweiz
Fehlende Emotionen
Blick trifft kurz den Werber Hermann Strittmatter (87), der einst die Goldblume entwarf. Die Arbeit seiner Kollegen möchte er nicht im Detail beurteilen, weil er das «Briefing» nicht kenne. Aber natürlich sei er schon etwas traurig, dass die Goldblume nach drei Jahrzehnten ausgedient hat. Wobei: «Es besteht die Gefahr, dass noch lange beide Logos verwendet werden.» Denn nicht jede Tourismusorganisation dürfte das Logo von heute auf morgen ersetzen.
Das könnte durchaus Sinn ergeben, weil dem neuen Logo eines abgeht: «Dieses ist nicht so emotional wie die Goldblume», so Strittmatter. Der immer noch aktive Werber schaut lange auf die Bilder mit dem Schriftzug «switzerland», wiegt den Kopf hin und her – und lässt sich dann doch zu einem Kommentar hinreissen: «Das verflixte ‹t› fehlt halt doch», sagt Strittmatter. Anstelle des «t» in Switzerland prangt im neuen Logo ein Schweizerkreuz. Mal mit farblicher Unterlegung, mal ohne. Das sei die heute so beliebte Disruption, urteilt der Erfinder der Goldblume.
Dem Wirtschaftsminister gefällts
Eine gezielte Irritation, die dabei hilft, die Aufmerksamkeit auf die künftigen Kampagnen von Schweiz Tourismus zu lenken. Die Neugestaltung des Logos und des gesamten Markenauftritts hat rund 1,5 Millionen Franken gekostet und wird aus dem laufenden Budget bezahlt. Für die Auswechslung des Logos gibt sich Schweiz Tourismus bis Ende Jahr Zeit.
Am Entscheid für die Goldblume war damals die Frau von Wirtschaftsminister Jean-Pascal Delamuraz (1936–1998) massgeblich beteiligt. Ob dieses Mal Frau Parmelin das letzte Wort hatte, ist nicht überliefert. Aber ihrem Mann Guy Parmelin (64) gefällt das neue Logo: «Unsere Schweiz steht in der ganzen Welt für Vielfalt, Qualität und Einzigartigkeit. Das spiegelt sich ausgezeichnet in der neuen Marke des Schweizer Tourismus. Ich freue mich, dass uns ihre Farben für viele Jahre begleiten werden.»