Weltwirtschaft zeigt sich laut IWF-Prognose robust
Nur für Deutschland sieht es schlecht aus

Die Weltwirtschaft zeigt sich trotz diverser Krisen widerstandsfähig – wächst aber historisch langsam. Ein Wachstum wie vor der Pandemie scheint ausser Reichweite. Für Deutschland hat der IWF erneut keine guten Nachrichten.
Publiziert: 10.10.2023 um 11:08 Uhr
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Die neue IWF-Prognose zeigt: Die Weltwirtschaft ist trotz Krisen robust.
Foto: AFP

Die Weltwirtschaft erholt sich nur langsam von den Folgen der Corona-Pandemie, dem russischen Krieg gegen die Ukraine und der hohen Inflation – das Wachstum ist historisch schwach. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft verschlechtern sich dem IWF zufolge weiter. Für dieses Jahr erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) nach seiner am Dienstag vorgelegten Konjunkturprognose ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,5 Prozent – eine erneute Korrektur nach unten. Für die Weltwirtschaft insgesamt sind die IWF-Ökonomen zwar optimistischer. Doch IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas mahnt: «Die Weltwirtschaft humpelt vor sich hin, sie sprintet nicht.»

Bei der vergangenen Schätzung im Juli sagte der IWF noch einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland um 0,3 Prozent voraus – nun sind es 0,5 Prozent. Im kommenden Jahr soll die deutsche Wirtschaft hingegen wieder wachsen – und zwar um 0,9 Prozent. Das sind allerdings immer noch 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im Juli angenommen. Als Gründe nennt der Fonds die Schwäche zinsempfindlicher Sektoren, geringere Nachfrage durch Handelspartner und folglich eine Schwäche der Industrieproduktion. 2022 war die deutsche Wirtschaft noch um 1,8 Prozent gewachsen.

Wachstum verlangsamt, aber kein Stillstand

Die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft für dieses Jahr liegt wie im Juli bei 3,0 Prozent. Für das kommende Jahr korrigierte der Fonds die Schätzung leicht nach unten auf 2,9 Prozent (minus 0,1 Prozentpunkte). Im Jahr 2022 war die Weltwirtschaft noch um 3,5 Prozent gewachsen. Rückblickend betrachtet sei die Widerstandsfähigkeit der Weltwirtschaft aber mit Blick auf die diversen Krisen bemerkenswert, so der IWF.

Das Wachstum habe sich zwar verlangsamt, sei aber nicht zum Stillstand gekommen. Dennoch sei das Wachstum weltweit ungleichmässig, sagt Chefvolkswirt Gourinchas. Die Abschwächung ist in den Industrienationen demnach stärker ausgeprägt als in ärmeren Ländern. Eine vollständige Erholung in Richtung der vor der Pandemie herrschenden Trends scheine zunehmend ausser Reichweite zu sein. Das Wachstum werde neben den Folgen der Pandemie und des Kriegs in der Ukraine auch wegen der strengen Geldpolitik aufgrund der hohen Inflation und extremer Wetterereignisse gebremst, so der IWF.

Teuerung zieht mehr an als erwartet

Für dieses Jahr rechnet der IWF weltweit mit einer Teuerungsrate von im Schnitt 6,9 Prozent – das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als noch im Juli prognostiziert. Im kommenden Jahr soll sie dann bei 5,8 Prozent liegen. Es sei die oberste Aufgabe der Zentralbanken, am Ball zu bleiben und die hohen Verbraucherpreise in den Griff zu bekommen, warnt der IWF. Es sei noch zu früh, um im Kampf gegen die Inflation den Sieg zu erklären.

Die Lebensmittelpreise seien nach wie vor hoch und könnten durch eine Eskalation des Krieges in der Ukraine weiter in die Höhe getrieben werden, so der IWF. Das würde viele ärmere Länder in grosse Schwierigkeiten bringen. Auch die Rohstoffpreise könnten wegen geopolitischer Spannungen und im Zusammenhang mit dem Klimawandel stärker schwanken. Insgesamt gilt, dass die Wirtschaft historisch langsam wächst: Von 2000 bis 2019 – also bis zur Corona-Pandemie – lag der jährliche Schnitt bei 3,8 Prozent. (SDA/sak)

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