Auf einen Blick
- Trotz Reichtum wenig Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft im globalen Vergleich
- Indonesien, Kenia und Singapur führen Ranking der grosszügigsten Länder an
- Nur 45% der Schweizer helfen Fremden, 54% spenden, 27% leisten Freiwilligenarbeit
Vor Weihnachten sitzt bei Schweizerinnen und Schweizern das Portemonnaie locker. Nicht nur die Liebsten bekommen ein Geschenk. Viele spenden Ende Jahr auch einen Batzen an ein Hilfswerk oder eine karitative Organisation. Übers ganze Jahr gesehen sieht es aber anders aus, dann verbleicht der vorweihnachtliche Spendeneifer ganz schnell.
Die Schweiz ist nämlich ein knausriges Land. Ihre Bewohner schauen zuerst einmal für sich. Die Not der anderen interessiert sie nur wenig. Zu diesem Schluss kommt der neuste World Giving Index. Er untersucht, wie grosszügig die verschiedenen Nationen unterwegs sind. Und bewertet die drei Kriterien «Hilfe für Fremde», Spendenbereitschaft und Freiwilligenarbeit.
Die Schweiz landet weit hinten auf Platz 65 von 142 Ländern. Obwohl die Schweiz ein reiches Land ist und Schweizerinnen und Schweizer ein durchschnittliches Einkommen von 84'500 Franken pro Jahr haben. Deutschland schafft es auf Platz 37, Frankreich kommt nur auf Rang 100. Die grosszügigsten Menschen leben in Indonesien, Kenia und Singapur. Zur Einordnung: Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Indonesien liegt bei umgerechnet 4500 Franken.
Hilfe für Fremde
Nur 45 Prozent der Schweizer Erwachsenen haben im vergangenen Jahr jemandem geholfen, der Hilfe nötig hatte – und den sie nicht kannten. Also einem Obdachlosen ein Zehnernötli zugesteckt oder jemandem an der Ladenkasse aus der Patsche geholfen, der grad kein Geld dabei hatte. Das ist einer der niedrigsten Werte weltweit. Die Schweiz liegt im Ranking nur auf Rang 134. Noch weniger hilfsbereit sind die Franzosen und die Polen.
1. | Kenia | 82 Prozent |
2. | Bangladesch | 81 Prozent |
3. | Nigeria | 81 Prozent |
4. | Liberia | 80 Prozent |
5. | Senegal | 78 Prozent |
134. | Schweiz | 45 Prozent |
139. | Frankreich | 38 Prozent |
140. | Kambodscha | 28 Prozent |
141. | Japan | 24 Prozent |
142. | Polen | 23 Prozent |
Spendenbereitschaft
Immerhin: Schweizerinnen und Schweizer schneiden im Bereich der finanziellen Spenden deutlich besser ab als bei persönlicher Hilfe. 54 Prozent der Befragten geben an, im vergangenen Jahr gespendet zu haben. Die Schweiz liegt damit im Mittelfeld auf dem 65. Platz. Das deutet darauf hin, dass die Menschen eher bereit sind, Geld zu überweisen, als direkt einzuspringen.
Das Ranking wird angeführt von Indonesien, wo 90 Prozent der Erwachsenen etwas gespendet haben. Auch auf Malta (74 Prozent) und Island (71 Prozent) ist die Spendenbereitschaft hoch.
1. | Indonesien | 90 Prozent |
2. | Myanmar | 78 Prozent |
3. | Malta | 74 Prozent |
4. | Island | 71 Prozent |
5. | Singapur | 68 Prozent |
65. | Schweiz | 54 Prozent |
139. | Tunesien | 7 Prozent |
140. | Jemen | 7 Prozent |
141. | Georgien | 6 Prozent |
142. | Botswana | 6 Prozent |
Freiwilligenarbeit
Auch beim freiwilligen Engagement schneidet die Schweiz schlecht ab. Nur 27 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer engagierten sich ehrenamtlich, etwa im Turnverein oder in der Seniorenbetreuung der örtlichen Kirchgemeinde. Damit liegt die Schweiz auf Rang 65 und im Bereich der Nachbarländer. In Deutschland ist die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren, gleich hoch, in Frankreich machen dies nur 30 Prozent. Noch tiefer sind die Werte in Österreich (24 Prozent) und in Italien (19 Prozent).
Zum Vergleich: In Indonesien leisten 65 Prozent der Menschen Freiwilligenarbeit. In Liberia 58 Prozent. Abgeschlagen am Ende des Rankings liegen Rumänien, Bulgarien (je 6 Prozent) und Ägypten (3 Prozent).
1. | Indonesien | 65 Prozent |
2. | Liberia | 58 Prozent |
3. | Nigeria | 53 Prozent |
4. | Kenia | 52 Prozent |
5. | Philippinen | 48 Prozent |
65. | Schweiz | 27 Prozent |
139. | Kambodscha | 6 Prozent |
140. | Rumänien | 6 Prozent |
141. | Bulgarien | 6 Prozent |
142. | Ägypten | 3 Prozent |