Weltweiter Vergleich zeigt
Schweizerinnen und Schweizer sind so richtig knausrig

Hat die reiche Schweiz ein kaltes Herz? Das könnte man meinen, wenn man den neusten World Giving Report anschaut. Schweizerinnen und Schweizer helfen nur ungern, wenn jemand in Not ist. Auch die Bereitschaft, Geld zu spenden, ist im weltweiten Vergleich tief.
Publiziert: 19.12.2024 um 19:04 Uhr
|
Aktualisiert: 19.12.2024 um 23:59 Uhr
1/5
Mal eben ein paar Franken für einen Obdachlosen? Für Schweizerinnen und Schweizer ist das nicht selbstverständlich.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Trotz Reichtum wenig Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft im globalen Vergleich
  • Indonesien, Kenia und Singapur führen Ranking der grosszügigsten Länder an
  • Nur 45% der Schweizer helfen Fremden, 54% spenden, 27% leisten Freiwilligenarbeit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Patrik_Berger_Redaktor Wirtschaft Desk_Ringier Blick_1-Bearbeitet.jpg
Patrik BergerRedaktor Wirtschaft

Vor Weihnachten sitzt bei Schweizerinnen und Schweizern das Portemonnaie locker. Nicht nur die Liebsten bekommen ein Geschenk. Viele spenden Ende Jahr auch einen Batzen an ein Hilfswerk oder eine karitative Organisation. Übers ganze Jahr gesehen sieht es aber anders aus, dann verbleicht der vorweihnachtliche Spendeneifer ganz schnell.

Die Schweiz ist nämlich ein knausriges Land. Ihre Bewohner schauen zuerst einmal für sich. Die Not der anderen interessiert sie nur wenig. Zu diesem Schluss kommt der neuste World Giving Index. Er untersucht, wie grosszügig die verschiedenen Nationen unterwegs sind. Und bewertet die drei Kriterien «Hilfe für Fremde», Spendenbereitschaft und Freiwilligenarbeit.

Die Schweiz landet weit hinten auf Platz 65 von 142 Ländern. Obwohl die Schweiz ein reiches Land ist und Schweizerinnen und Schweizer ein durchschnittliches Einkommen von 84'500 Franken pro Jahr haben. Deutschland schafft es auf Platz 37, Frankreich kommt nur auf Rang 100. Die grosszügigsten Menschen leben in Indonesien, Kenia und Singapur. Zur Einordnung: Das durchschnittliche Jahreseinkommen in Indonesien liegt bei umgerechnet 4500 Franken.

Hilfe für Fremde

Nur 45 Prozent der Schweizer Erwachsenen haben im vergangenen Jahr jemandem geholfen, der Hilfe nötig hatte – und den sie nicht kannten. Also einem Obdachlosen ein Zehnernötli zugesteckt oder jemandem an der Ladenkasse aus der Patsche geholfen, der grad kein Geld dabei hatte. Das ist einer der niedrigsten Werte weltweit. Die Schweiz liegt im Ranking nur auf Rang 134. Noch weniger hilfsbereit sind die Franzosen und die Polen.

1. Kenia 82 Prozent
2. Bangladesch 81 Prozent
3. Nigeria 81 Prozent
4. Liberia 80 Prozent
5. Senegal 78 Prozent
134. Schweiz 45 Prozent
139. Frankreich 38 Prozent
140. Kambodscha 28 Prozent
141. Japan 24 Prozent
142. Polen 23 Prozent

Spendenbereitschaft

Immerhin: Schweizerinnen und Schweizer schneiden im Bereich der finanziellen Spenden deutlich besser ab als bei persönlicher Hilfe. 54 Prozent der Befragten geben an, im vergangenen Jahr gespendet zu haben. Die Schweiz liegt damit im Mittelfeld auf dem 65. Platz. Das deutet darauf hin, dass die Menschen eher bereit sind, Geld zu überweisen, als direkt einzuspringen.

Das Ranking wird angeführt von Indonesien, wo 90 Prozent der Erwachsenen etwas gespendet haben. Auch auf Malta (74 Prozent) und Island (71 Prozent) ist die Spendenbereitschaft hoch.

1. Indonesien 90 Prozent
2. Myanmar 78 Prozent
3. Malta 74 Prozent
4. Island 71 Prozent
5. Singapur 68 Prozent
65. Schweiz 54 Prozent
139. Tunesien 7 Prozent
140. Jemen 7 Prozent
141. Georgien 6 Prozent
142. Botswana 6 Prozent

Freiwilligenarbeit

Auch beim freiwilligen Engagement schneidet die Schweiz schlecht ab. Nur 27 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer engagierten sich ehrenamtlich, etwa im Turnverein oder in der Seniorenbetreuung der örtlichen Kirchgemeinde. Damit liegt die Schweiz auf Rang 65 und im Bereich der Nachbarländer. In Deutschland ist die Bereitschaft, sich freiwillig zu engagieren, gleich hoch, in Frankreich machen dies nur 30 Prozent. Noch tiefer sind die Werte in Österreich (24 Prozent) und in Italien (19 Prozent).

Zum Vergleich: In Indonesien leisten 65 Prozent der Menschen Freiwilligenarbeit. In Liberia 58 Prozent. Abgeschlagen am Ende des Rankings liegen Rumänien, Bulgarien (je 6 Prozent) und Ägypten (3 Prozent).

1. Indonesien 65 Prozent
2. Liberia 58 Prozent
3. Nigeria 53 Prozent
4. Kenia 52 Prozent
5. Philippinen 48 Prozent
65. Schweiz 27 Prozent
139. Kambodscha 6 Prozent
140. Rumänien 6 Prozent
141. Bulgarien 6 Prozent
142. Ägypten 3 Prozent
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.