In der Schweiz gilt: Man spricht nicht über den Lohn. Das Bundesamt für Statistik hat bei diesem Tabuthema jedoch für etwas Klarheit gesorgt. In einem neuen Bericht hat es die Saläre der Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz unter die Lupe genommen. Die Hauptaussage: 2022 betrug der Medianlohn von Angestellten für eine 100-Prozent-Stelle 6788 Franken brutto pro Monat. Die Hälfte der Bevölkerung verdiente mehr, die andere Hälfte weniger.
Unter dem Strich, also nach all den gesetzlich vorgeschriebenen Lohnabzügen, bleibt dem Durchschnittsverdiener ungefähr 6000 Franken pro Monat. Aber wie gut lebt es sich in der Schweiz damit? Und was bleibt Ende Monat übrig? Blick hat sich dies mit Unterstützung der Non-Profit-Organisation Budgetberatung Schweiz angeschaut. Und zieht Vergleiche zu einer Person mit Topsalär von 8000 Franken monatlich. Und einem Geringverdiener mit einem Nettomonatslohn von 4000 Franken.
Viele Schweizer haben schlechten Überblick über Finanzen
Budgetberatung Schweiz hat auf ihrer Website Budgetbeispiele aufgeschaltet. Diese reichen bis zu einem Einkommen von netto 7000 Franken im Monat. «Bei höheren Löhnen steigen die Ausgaben sehr individuell», sagt Geschäftsführer Philipp Frei (39) dazu. Und ergänzt: «Der nachhaltige Umgang mit den eigenen Finanzen ist bei Gutverdienenden nicht unbedingt besser.» Viele Schweizer hätten wenig Ahnung, wofür sie ihr Geld ausgeben.
Darum hilft Blick nun aus. Die folgende Tabelle zeigt exemplarisch die empfohlenen Budgetpositionen für einen Geringverdiener (4000 Franken), einen Durchschnittsbürger (6000 Franken) und einen Einkommensstarken (8000 Franken):
Auf den ersten Blick scheint unter dem Strich gerade beim Mittelverdiener und dem hohen Gehalt ein anständiger Betrag übrig zu bleiben, aber: Der Posten «frei verfügbarer Betrag» beinhaltet unter anderem die Ausgaben fürs eigene Auto, das Handy oder für Ferien.
Für den Geringverdiener bedeutet das: Mit 4000 Franken im Monat ist es praktisch unmöglich, für noch unbekannte Ausgaben vorzusorgen. Die übrig bleibenden 500 Franken reichen dafür nicht. Dabei wären Rückstellungen aus Sicht von Frei zentral: «Das finanzielle Budget sollte nie voll ausgereizt werden. Es ist wichtig, – sofern möglich – Reserven einzubauen.»
Sorgloses Leben erst ab Lohn von 5500 Franken
Deshalb kommt Frei auch zum Schluss: «Für ein bescheidenes, aber sorgloses Leben braucht man einen Nettomonatslohn von 5000 bis 5500 Franken. Darunter ist es praktisch unmöglich, privat fürs Alter vorzusorgen.»
Beim Gutverdiener sieht die Lage dagegen ziemlich rosig aus. Anteilsmässig zum eigenen Lohn hat eine solche Person doppelt so viel Geld für Freizeitfreuden oder das Sparkässeli auf der hohen Kante als der Geringverdiener – rund 25 Prozent gegenüber circa 12,5 Prozent. Aufgrund des höheren Lebensstandards ist beim einkommensstarken Schweizer zudem ein gewisser Luxus schon in einzelnen Budgetpositionen eingepreist, etwa bei den Ausgaben für Kleidung oder Geschenke.
Für den Durchschnittsbürger mit Medianlohn gilt: Er muss nachhaltig haushalten, sonst kann auch er finanzielle Probleme bekommen. «Die Anzahl Schweizerinnen und Schweizer, bei denen das Geld knapp ist, hat in den letzten Jahren zugenommen. Bei uns melden sich vermehrt Menschen, die das früher nicht nötig hatten», so Frei.