Nach dem italienischen Schokoladehersteller Ferrero trifft es nun den Schweizer Lebensmittelmulti Nestlé: Das Unternehmen hat in Frankreich zwei Klagen wegen angeblich verunreinigter Lebensmittel am Hals. Ferrero kämpft vor Ostern mit Salmonellen in seinen Überraschungseiern. Bei Nestlé sollen jetzt E. coli-Bakterien in Tiefkühlpizzas die Übeltäter sein.
Es geht um Pizzas der Marke Buitoni, die zu Nestlé gehört. Eine Frau wirft Nestlé vor, nach dem Verzehr einer Pizza krank geworden zu sein. Es handle sich um eine Mutter, die am 27. März eine Pizza der Reihe Bella Napoli gegessen habe und zwei Tage später für sechs Tage ins Spital gebracht worden sei. Eine Analyse habe nicht nur eine Kontamination mit E.coli-Bakterien gezeigt, sondern auch noch mit Shigellen-Bakterien. Das berichtet die französische Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag unter Berufung auf den Anwalt der Klägerin. Die Klage wurde in Perpignan im Süden Frankreichs eingereicht.
Ein kausaler Zusammenhang sei hoch wahrscheinlich, sagte der Anwalt gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Die Familie habe sowohl Buitoni als auch die Regionale Gesundheitsbehörde (ARS) kontaktiert, allerdings hätten die französischen Behörden keinen Rückruf der «Bella Napoli»-Pizzen angeordnet. Es gäbe grosse Verzögerungen vonseiten der Institutionen, so der Anwalt.
Nestlé Frankreich liess Anfragen von AWP zur neuen Klage bislang unbeantwortet.
Kinder mit Nierenversagen
Derzeit läuft bereits eine Untersuchung in Frankreich gegen Buitoni. Seit Ende Februar ist in Frankeich ein Anstieg von Fällen von Nierenversagen bei Kindern zu verzeichnen, die mit einer Kontamination mit E.coli-Bakterien von Tiefkühlpizzas in Verbindung gebracht werden. Mindestens 75 Kinder sollen wegen der verseuchten Pizzas erkrankt sein. Zwei sind gar an den Folgen gestorben.
Im neusten Fall soll die Pizza aber aus einer anderen Reihe stammen als bei den bisherigen Fällen. Ein Erlass des Departements Nord hatte anfangs April die Herstellung von Pizzas in der Buitoni-Fabrik in Caudry im Norden Frankreichs verboten. Dort waren zuvor «zwei gründliche Hygieneinspektionen» von Beamten zweier Direktionen durchgeführt worden. Buitoni, hatte daraufhin erklärt, «eng mit den Behörden im Rahmen ihrer Ermittlungen» zusammenzuarbeiten, um die Herkunft der E.coli-Bakterien zu bestimmen. Zudem arbeite man «an einem Aktionsplan und geeigneten Massnahmen».
Mitte April wurden dann der Hauptsitz von Nestlé in Frankreich und eine Buitoni-Fabrik durchsucht. Man nehme den Fall Buitoni sehr ernst und kooperiere mit den Behörden, sagte Nestlé-Chef Mark Schneider (56) bei der Präsentation der Quartalszahlen am 21. April. Nachdem die französischen Behörden den Konzern über den Verdacht von E.coli-Bakterien im Pizzateig informiert habe, habe man sofort das entsprechende Produkt zurückgerufen und alle Lieferungen sowie die Produktion eingestellt. Der Fall werde Nestlé noch über Jahre hinaus beschäftigen. (SDA/sfa)