Russland finanziert seinen Krieg gegen die Ukraine nach wie vor mit Gewinnen aus Rohstoffverkäufen. Dazu zählt auch Öl. Deshalb haben die Europäische Union (EU) und die führenden westlichen Industriestaaten (G7) einen sogenannten Ölpreisdeckel von 60 Dollar pro Rohöl-Barrel für Russland beschlossen. Zudem wird schrittweise ein Öl-Embargo in Kraft gesetzt. Damit werden die teils noch benötigten Energielieferungen nicht ganz unterbunden, aber die Erlöse für Russland geschmälert.
Wie ist das durchsetzbar? Bei Transporten dürfen europäische Reedereien Ladungen in Drittstaaten wie China und Indien nur übernehmen, wenn der Preis nicht höher als der Deckel ist. Das gilt auch für Versicherer, Rückversicherer oder andere Finanzierungen des Ölgeschäfts. Das wirkt: Reedereien aus der EU betreiben mehr als die Hälfte aller Tanker weltweit, die wichtigsten Versicherungsgesellschaften stammen aus G7-Ländern.
Öltanker sitzen fest
Das führt zu ersten Konsequenzen – für Reedereien. Wie die Agentur Reuters berichtet, sitzen mindestens 20 Öltanker mit rund 18 Millionen Barrel Rohöl an Bord in türkischen Gewässern fest. Diese sollten von den russischen Schwarzmeerhäfen via den türkischen Meerengen Bosporus und Dardanellen ins Mittelmeer fahren. Sie müssen zuerst neue Versicherungen im Rahmen der neuen Preisobergrenzen erhalten. Die Türkei lässt die Schiffe ohne gültige, neue Versicherungspapiere nicht durch.
In den kommenden Tagen muss mit weiteren Verzögerungen gerechnet werden. Die durchschnittliche Wartezeit für die Passage vom Bosporus ins Mittelmeer liegt aktuell bei vier Tagen für Schiffe mit einer Länge von mehr als 200 Metern.
Die Fracht der 20 Tanker ist für zahlreiche Ziele bestimmt. Von Südkorea und Indien bis Panama; das meiste jedoch für Europa. Letzteres hat den Kauf fast aller russischen Rohölsorten auf dem Seeweg verboten, erlaubt aber die Einfuhr von kasachischem Öl, das von einem Terminal an der russischen Schwarzmeerküste verschifft wird.