Mehr als 15 Jahre nach der Einführung der Flüssigkeitsbeschränkungen in der Luftfahrt wird die Terrorabwehr-Massnahme gelockert. Dank neuen Scannern können Fluggäste an immer mehr Flughäfen in Europa und Nordamerika ihre Flüssigkeiten und Elektrogeräte im Gepäck lassen.
Das Ein- und Auspacken des Laptops entfällt damit ebenso wie das Fortschütten oder Austrinken der Getränke vor dem Sicherheitscheck. So ist es beispielsweise am Flughafen Helsinki seit Ende Juni erlaubt, zwei Liter Getränke im Handgepäck mitzuführen.
Zum Vergleich: Am Flughafen Zürich sind Flüssigkeiten im Handgepäck nur in Behältern von höchstens 100 Millilitern erlaubt. Diese müssen in einem wiederverschliessbaren 1-Liter-Plastikbeutel durch die Kontrolle gebracht werden.
Flughafen Zürich von Corona zurückgebunden
In den USA sind bereits mehr als 200 Kontrollstellen an Flughäfen mit den neuen Computertomografie-Röntgensystemen («CT-Scanner») ausgerüstet. Und auch in Europa geht es vorwärts: Nach dem Willen der britischen Regierung sollen bis Juni 2024 alle Flughäfen im Vereinigten Königreich auf die neue Technologie umgestellt werden.
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In Deutschland nahm der Flughafen Frankfurt ebenfalls schon die ersten CT-Scanner in Betrieb, bis Ende Jahr sollen 27 von insgesamt 186 Kontrollspuren mit der neuen Technologie ausgerüstet sein.
Als Pionier stellte der irische Flughafen Shannon nahe Limerick bereits im März 2022 auf das neue System um. Nach der Installation für 2,5 Millionen Euro strich der Airport das Flüssigkeitslimit ganz und erlaubte den Reisenden, grössere Mengen an Flüssigkeiten mitzunehmen, «solange sie in ein Handgepäckstück passen».
Langsamer geht die Umstellung in Zürich voran. Aktuell laufe die Ausschreibung für die Testgeräte, sagt Flughafen-Sprecherin Elena Stern. «Die Inbetriebnahme der Testgeräte ist für nächstes Jahr geplant. Die definitive Einführung ist abhängig vom Verlauf der Testphase.»
Der Flughafen Zürich habe das Projekt bereits vor Corona gestartet, aber wegen der Pandemie zurückstellen müssen.
Bisher kaum Zeitgewinn für Reisende
Gleichzeitig dämpft Stern die Hoffnungen: Der eigentliche Scan-Prozess werde voraussichtlich nicht viel schneller ablaufen als mit den heutigen Geräten, da ein 3D-Scan (statt wie heute ein 2D-Scan) gemacht wird.
Tatsächlich zeigen die Erfahrungen aus den USA bisher einen geringen Zeitgewinn für die Reisenden. Die für die Kontrolle benötigte Zeit habe sich eher verlagert als verkürzt, schreibt das Meilenportal «The Points Guy».
Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens muss nun jedes Gepäckstück einzeln in einer Kiste durch den Scanner gelassen werden. Zweitens sind viele Reisende noch nicht mit den neuen Regeln vertraut, was ebenfalls Zeit kostet. Und drittens dauert der Scan-Vorgang länger, die Mitarbeitenden der US-Transportsicherheitsbehörde (TSA) brauchen mehr Zeit für die Interpretation der Bilder.
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Im Moment kämen die Reisenden schneller durch ihre Kontrolle als das Handgepäck, was oft für Verwirrung sorge. «Neue Technologien benötigen eine gewisse Einarbeitungszeit für Passagiere und TSA-Beamte», so ein Sprecher der TSA. «Die Gewöhnung wird die Effizienz der Geräte weiter steigern.»
Ein anderer Vorteil der neuen Scanner für Passagiere gilt in den USA ohnehin nicht: Die TSA hält bisher an der 100-Milliliter-Regel für Flüssigkeiten fest.
Künstliche Intelligenz zur Bildanalyse
Trotz der Anfangsschwierigkeiten dürften viele Reisende in Europa sehnlich auf die neuen CT-Scanner warten. «Der grosse Vorteil für die Passagiere wird sein, dass sie elektronische Geräte und Flüssigkeiten nicht mehr aus dem Handgepäck nehmen müssen für den Scan», räumt auch Flughafen-Zürich-Sprecherin Stern ein.
Für effizientere Kontrolllinien setzt die Frankfurt-Betreibergesellschaft Fraport zudem auf Wettbewerb und noch mehr Technologie. So kommen sowohl Produkte der britischen Firma Smith Detection als auch von Vanderlande, einer Toyota-Tochter, zum Einsatz, wie die «Hessenschau» berichtete. Die Firmen arbeiteten mit Hochdruck daran, bei der Bildanalyse künstliche Intelligenz einzusetzen.