Seit man wieder ungehindert durch die Welt fliegen kann, sind die langen Warteschlangen an den Flughäfen zur Ferienzeit zurück. Gerade der Flughafen Zürich hat in den vergangenen Monaten mit sehr langen Wartezeiten bei Security oder Passkontrolle mehrmals Schlagzeilen gemacht. Viele Reisende sind deshalb vorsichtig. Mindestens zwei, besser noch drei Stunden vor Abflug erscheinen, lautet die Empfehlung.
Für ihren Flug nach Alicante erscheint Familie Müller aus Münsingen BE jedoch ganz entspannt weniger als eine Stunde vor Abflug am Flughafen. Die Eltern Natalie (43) und Philipp (46), die Kinder Henry (4) und Eleny (2), dazu Philipps Mutter Eva (69) und seine Schwester Melanie (48) wissen: Das reicht locker.
Denn sie fliegen quasi vor der Haustür ab – vom Flughafen Bern-Belp.
Für 4000 Stutz eine Woche in Alicante
«Wir haben uns spontan für Alicante entschieden», sagt Natalie Müller zu Blick. Mit den Kindern ist die Familie bislang nicht so oft geflogen. Doch einem guten Sommerferien-Angebot für die spanische Costa Blanca konnten Müllers nicht widerstehen.
Für die Woche in Alicante wirft die Familie 4000 Franken auf – ohne Ausgaben vor Ort. Es ginge auch günstiger. Aber für den neunplätzigen Mietwagen für die ganze Familie sind 1300 Franken fällig, für das Ferienhaus mit Pool im Küstenort Calp, rund eine Autostunde nördlich von Alicante, nochmals gut 2000 Franken. Hier hatten die Müllers etwas mehr Budget zur Verfügung – denn dank des Sonderangebots eines Berner Reiseveranstalters sind die Charterflüge für die Kinder gratis. Die Flüge von Grosi und Gotti sind in den Kosten nicht eingerechnet. Diese beteiligen sich zudem an Haus und Mietwagen, die sie mitnutzen.
«Früher waren Flüge ab Bern sehr teuer – und meist musste man mit Turboprops fliegen», erinnert sich Müller. Nach Alicante geht es heute aber im modernen Embraer-Jet von Helvetic Airways. Und Alicante ist eine neue Destination im Angebot und muss erst noch zum Fliegen kommen. Deshalb fallen die Preise moderater aus.
Die Bequemlichkeit ist der grösste Vorteil
Der Preis war jedoch bei der Ferienplanung nicht das entscheidende Argument: «Wenn immer möglich, fliegen wir ab Bern», hält Müller fest. Sie arbeitet in einem Reisebüro in Spiez BE und ist selber schon oft ab Bern geflogen.
Der kleine Flughafen hat viele Fluggesellschaften kommen und gehen sehen, wurde mehrmals für tot erklärt. Doch die Berner halten ihm die Treue. Nicht nur der Nähe wegen. Hier ist alles schnell und unkompliziert. Zur Auswahl stehen zwölf Reiseziele – elf in Südeuropa und Lübeck in Deutschland. «Wenn es mal zu exotischen Zielen gehen soll, dann fliegen wir ab Zürich», hält Müller fest. Aber für Reisen mit der Familie ziehe sie vorläufig den unkomplizierten Kleinflughafen vor.
Die Reisefachfrau weiss um dessen Nachteile. Etwa, dass die Kanaren nicht direkt ab Bern erreichbar sind. Oder, dass die ÖV-Anbindung per Bus noch nicht das Gelbe vom Ei ist. Ausserdem können grössere Flugzeuge nicht in Bern landen, was die Möglichkeiten für Reiseziele einschränkt.
Doch die Vorteile überwiegen: So kostet der Parkplatz am Flughafen für die ganze Woche gerade mal 60 Franken. In Zürich gibts den etwas entfernten Budget-Parkplatz für eine Woche ab 123 Franken, direkt beim Terminal muss man 250 Franken einrechnen.
Das Flugzeug wartet
«Vom Parkplatz ins Flugzeug schaffen wir es in 45 Minuten», erzählt Müller. Sie kennt Fälle, wo Reisende den Pass vergessen und doch genügend Zeit hatten, um den noch schnell zu Hause zu holen. Oder auch eine Ankunft 15 Minuten vor Abflug reichte schon mal.
Dies seien zwar Sonderfälle, aber «in Bern verpasst niemand sein Flugzeug, denn dieses wartet schon mal auf verspätete Passagiere», sagt sie und lacht. Ihre bislang schlechteste Erfahrung sei eine 10-minütige Wartezeit bei der Sicherheitskontrolle gewesen.
Der Komfort der kurzen Wartezeiten hat durchaus seinen Preis. Flüge ab Bern sind nicht billig. Doch Müller weiss: «Wenn man früh bucht, ist Bern heute konkurrenzfähig.»
Nun freut sie sich auf den Alpenblick beim Abflug. Und auf die Woche in Alicante, die ganz entspannt beginnt.
