Diese Warnung sitzt: «Bringen Sie Ihre Unternehmen in Ordnung. Oder der Kongress wird das erledigen», schreibt der einflussreiche US-Senator Ed Markey (76), Angehöriger der demokratischen Partei, am Sonntag an die Adresse des neuen Twitter-Besitzers Elon Musk (51).
Dabei geht es die blauen Verifikations-Häkchen bei Twitter: Die «Washington Post» hatte als Experiment einen Fake-Account angelegt. Der Account gaukelte den Userinnen und Usern vor, dem Politiker Ed Markey zu gehören – und wurde von Twitter prompt mit einem blauen Haken versehen, der eigentlich die Echtheit von Accounts verifizieren sollte.
Möglich wurde das mit dem neuen Verfahren, bei dem die bisher an Prominente, Politiker und Unternehmen nach einer Prüfung vergebenen Verifikations-Zeichen alle Nutzer bekommen sollen, die acht Dollar im Monat als Abo-Gebühr bezahlen. Eine Identitätsprüfung gibt es nicht. Das Häkchen-Symbol sieht dabei in beiden Fällen gleich aus. Nur beim Anklicken wird in einem Erklärtext angezeigt, ob der Account das Häkchen wegen seiner Bedeutung bekam – oder weil der Nutzer dafür bezahlte.
Auch Chiquita gefaked
Musk hatte gesagt, dass aus seiner Sicht die Authentifizierung durch Bezahldienste und App-Plattformen vor einem Missbrauch des neuen Systems schützen sollte. Doch zahlreiche Nutzer hielt es nicht davon ab, acht Dollar auszugeben, um mit Verifikations-Häkchen versehene Fake-Accounts von Prominenten und Unternehmen anzulegen.
Es traf unter anderem Sport-Stars, den Pharmakonzern Eli Lilly und den Frucht-Spezialisten Chiquita. Twitter setzte die Abo-Funktion zum Wochenende aus. Sie solle voraussichtlich erst Ende der Woche wieder freigeschaltet werden, schrieb Musk bei Twitter. Bereits auf diese Weise vergebene Häkchen werden aber weiterhin angezeigt.
Im Falle des US-Politikers Ed Markey versagten ganz offensichtlich sämtliche Sicherheitsmassnahmen: Auf dem von der «Washington Post» angelegten Fake-Account wurde angezeigt, dass dieser wegen seiner Bedeutung verifiziert worden sei, nicht gegen Bezahlung. Kommt hinzu, dass der demokratische Senator schon lange offizielle Profile bei dem Dienst hat.
Markey warf Musk daraufhin vor, dass dessen «schnelle und willkürliche» Änderungen an der Plattform Twitter zu einem «Wilden Westen der sozialen Medien» machten. «Das ist inakzeptabel», schrieb Markey und forderte von Musk Erklärungen zum Verifikations-System.
Musk kontert Kritik
Musk reagierte bei Twitter trotzig: «Vielleicht ist es, weil ihr echter Account wie eine Parodie daherkommt?» Markey erinnerte ihn daraufhin daran, dass Twitter Verpflichtungen bei der mächtigen Verbraucherschutz-Aufsicht FTC habe eingehen müssen und der von Musk geführte Elektroautobauer Tesla von der Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA wegen Todesfällen untersucht werde.
Der Senat kann Unternehmenschefs zu Anhörungen vorladen. Nach der jüngsten Parlamentswahl ist bereits absehbar, dass die Demokraten die Kontrolle über die Kongresskammer behalten werden. (SDA/sfa)