«Zahlen werden schöner dargestellt als sie tatsächlich sind»
UBS-Aktie stark im Plus – das sagen die Analysten zum Mega-Verlust

Die Integration der Credit Suisse schlägt bei der UBS finanziell durch: Im dritten Quartal weist die neue Megabank einen Reinverlust von 785 Millionen Dollar aus. Die Börse nimmt die Meldung positiv auf.
Publiziert: 07.11.2023 um 06:50 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2023 um 12:14 Uhr
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CEO Sergio Ermotti weist mit der UBS fürs dritte Quartal einen Millionenverlust aus.
Foto: AFP

Die UBS hat im dritten Quartal 2023 zwar einen hohen Verlust erlitten. Bereinigt um Integrationskosten schaute allerdings ein deutlicher Gewinn vor Steuern heraus. Die Grossbank hatte lediglich ein ausgeglichenes bereinigtes Vorsteuerergebnis in Aussicht gestellt.

Unter dem Strich schrieb die neue UBS Group im dritten Quartal einen Verlust von 785 Millionen US-Dollar, wie sie am Dienstag mitteilte. Dieses Quartal ist das erste, in dem die CS voll mitgerechnet ist. Im zweiten Quartal war nur der Juni in den UBS-Abschluss mit eingeflossen.

Im dritten Quartal alleine hat die fusionierte Grossbank nach eigenen Angaben weltweit mehr als 4000 Stellen abgebaut. Gegenüber dem kombinierten Personalbestand um Jahresende 2022 der damals noch separaten Unternehmen UBS und CS habe sich die Anzahl Stellen nun um insgesamt mehr als 13'000 verringert, teilte die UBS am Dienstag mit. Die Zahl beinhalte auch ausgelagerte Arbeitsstellen sowie Berater.

Zudem vermeldet sie Kosteneinsparungen in Milliardenhöhe und sieht sich damit bereits vor dem eigenen Plan. Die Börse nimmt die Zahlen sehr positiv auf: Die Aktie legt zwischenzeitig um über 4 Prozent zu.

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Nettoneugeldzufluss von 22 Milliarden

Den Verlust vor Steuern beziffert die UBS für das dritte Quartal auf 255 Millionen Dollar. Bereinigt – ohne die Kosten der CS-Integration – lag das Ergebnis bei plus 844 Millionen. Der um Übernahme-Effekte bereinigte Vorsteuergewinn lag auf Gruppenstufe im Vorquartal bei 1,1 Milliarden Dollar.

Ein veritables Zahlenwirrwarr. Michael Klien (45), Bankenanalyst bei der Zürcher Kantonalbank, erkennt die Absicht dahinter: «Die UBS macht das kommunikativ sehr geschickt, einige Zahlen werden etwas schöner dargestellt als sie tatsächlich sind.» Und ergänzt: «Bereinigt um die Kosten der CS-Integration arbeitet die UBS profitabel.» 

Die Situation bei der Credit Suisse hat sich laut Mitteilung weiter stabilisiert. Zum ersten Mal seit dem ersten Quartal 2022 seien in einem Quartal wieder Neugeldzuflüsse in der Vermögensverwaltung der CS generiert worden, heisst es. Die Bank sprach von ihren Anstrengungen, Vermögen von CS-Kunden zurückzugewinnen.

ZKB-Analyst Klien wertet diese Anstrengungen positiv: «Die UBS schafft Werte, gewinnt neue Kunden, holt alte zurück und macht mehr Geschäfte mit bestehenden.» 

Insgesamt hat der UBS-Konzern im dritten Quartal im Kerngeschäft, in der globalen Vermögensverwaltung, einen Nettoneugeldzufluss von 22 Milliarden Dollar akquiriert. Damit verwaltet die UBS auf Gesamtbankstufe per Ende September Vermögen in Höhe von 5373 Milliarden Dollar. Ende Juni waren es noch 5530 Milliarden gewesen.

Die Einschätzung der Analysten

«UBS meldete im 3Q23 stärkere Ergebnisse als erwartet, wobei den unerwartet niedrigen Ausgaben (vor dem Zeitplan) zum Teil höhere Rückstellungen für Kreditausfälle gegenüberstanden», schreibt Andreas Venditti (50), Analyst bei Vontobel. Die Grossbank habe seit der CS-Übernahme klare Fortschritte gemacht. «Steht aber noch vor einer enormen Aufgabe, unter anderem die Bindung von Kunden und wichtiger Mitarbeitender, tiefgreifende Restrukturierung/Kostensenkung, IT-Migration, Abbau von Altlasten und Nicht-Kernbereichen usw. Dies wird viel Zeit und Aufmerksamkeit der Geschäftsleitung erfordern», so Venditti.

ZKB-Analyst Klien sagt: «Der Vorsteuerverlust liegt bei USD -255 Mio und ist damit schlechter als von uns prognostiziert, jedoch besser als von Konsens befürchtet.» Die relativ hohen Steuerausgaben von 500 Millionen Dollar hätten schliesslich zum Verlust von 785 Millionen Dollar geführt. Zudem liege die Cost/Income-Quote mit 99,6 Prozent überraschend klar über der Zielbandbreite von 70 bis 73 Prozent. Der Schwerpunkt liegt gemäss Klien weiterhin auf der erfolgreichen Integration der CS. Die UBS bestätigt die Ziele für Ende 2026, darunter Kosteneisnparungen von mehr als 10 Milliarden US-Dollar.

Sein Fazit: «Die Integration der CS ist ein Marathon. Die UBS ist auf dem richtigen Weg, steht allerdings noch ganz am Anfang der Strecke.» 

CEO zeigt sich zufrieden

UBS-Chef Sergio Ermotti (63) zeigte sich sehr zufrieden, dass die Bank im ersten vollständigen Quartal seit der Übernahme der CS bereinigt ein positives Ergebnis erzielt hat. «Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft, denn wir bauen eine noch stärkere und noch sichere UBS, auf die alle wichtigen Anspruchsgruppen stolz sein können.»

Mit Blick auf das Marktumfeld zeigt sich die UBS derweil vorsichtig. Der Ausblick für das Wirtschaftswachstum, die Anlagenbewertungen und die Marktvolatilität seien weiterhin schwierig abzuschätzen, heisst es. Und die anhaltenden geopolitischen Spannungen, insbesondere die Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine, erhöhten die Unsicherheit beim Wirtschaftsausblick zusätzlich.

Das dürfte sich neben den normalen saisonalen Faktoren im Weihnachtsquartal auf die Transaktionsvolumen der Kunden auswirken. Gleichzeitig geht die Bank aber auch davon aus, dass die Kunden ihre Bareinlagen in renditestärkere Anlagen umschichten werden, was für das laufende vierte Quartal einen Nettozinsertrag auf Vorquartalsniveau erwarten lasse. (SDA/smt/koh)

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