Fahren Swiss-Piloten bald SBB-Züge?
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Wechsel wegen Corona-Krise
Fahren Swiss-Piloten bald SBB-Züge?

Die Airline-Krise wird die Swiss noch bis mindestens 2024 beschäftigen. Nun stellt sich die Frage: Wohin mit dem ganzen Personal? Die SBB könnten eine Alternative sein. Denn dort sind Lokführer knapp.
Publiziert: 23.09.2020 um 10:29 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2020 um 13:17 Uhr
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Ein Pilot und ein Lokführer haben eine Sache gemeinsam: Sie steuern beiden grosse Maschinen mit Menschen darin.
Foto: Keystone
Franziska Scheven

Der Beruf Pilot ist sehr fachspezifisch. Kein einfacher Job, bei dem man mal eben umschult. Doch die Corona-Krise zwingt viele Piloten, am Boden zu bleiben. Die Swiss bestätigt: Die Krise wird die Airline noch bis mindestens 2024 beschäftigen.

Grund genug, an Alternativen zu denken. Genau deshalb führen die Swiss und die SBB derzeit gemeinsame Gespräche. «Es sind schwierige Zeiten, und wir müssen diese Krise nun durchstehen», so der Flugbetriebsleiter der Swiss, Oliver Buchhofer (43). Dabei liegt die Option, Piloten zu Lokführern umzuschulen, ebenfalls auf dem Tisch. «Es müssten jedoch erst noch viele Fragen geklärt werden», gibt Buchhofer zu bedenken.

Lokführer sind schlechter bezahlt

Tatsächlich ist das Umsatteln vom Piloten zum Lokführer nicht ungewöhnlich. «Ich kenne viele Piloten, die später Lokführer geworden sind. Das ist die gleiche Kultur», sagt Aviatik-Experte Sepp Moser (74).

Die Voraussetzungen, die ein Pilot mitbringt, seien für den Beruf des Lokführers ideal. «Gesundheitliche Voraussetzungen und andere Prüfungen sind bei Piloten ähnlich oder sogar anspruchsvoller», so Moser.

Unterschiede gibt es dann aber doch: beim Gehalt zum Beispiel. Ein Co-Pilot erhält bereits um die 6000 Franken brutto im Monat und steigert sich als Langstrecken-Kapitän auf bis zu 17'000 Franken im Monat. Davon können die Lokführer nur träumen. Ihr Gehalt übersteigt während ihrer gesamten Karriere kaum 7900 Franken im Monat.

Und auch der Arbeitsalltag unterscheidet sich: «Der Pilot fliegt in die Karibik oder in die Kanarischen, während der Lokführer sich mit Chiasso und Rorschach zufriedengeben muss», weiss auch der Aviatik-Experte Hansjörg Egger (68).

Die Berufe sind nicht die gleichen

Auch sonst gibt es skeptische Stimmen. «Die Berufe sind eben nicht die gleichen», sagt die Präsidentin des Lokomotivpersonals, Hanny Weissmüller (47), zu BLICK.

«Man kann nicht einfach kurzfristig wechseln. Die Umschulung braucht mehrere Monate, die Lokführer haben ein besonderes Expertenwissen und müssen dieses auch ständig auffrischen», sagt sie.

«Ich sehe es als Mangel an Wertschätzung für unseren Beruf an, wenn jetzt gesagt wird, die Piloten können mal eben die Krise als Lokführer überbrücken und dann wieder zurück in ihren alten Beruf.»

Die SBB haben zu wenig Lokführer

Wählerisch können die SBB aber auch nicht sein. Seit Monaten ist klar: Es gibt zu wenig Lokführer. Die Folgen dieses Personalmangels sind eindrücklich: Tag für Tag fallen schweizweit deshalb Züge aus.

Das weiss auch Weissmüller. Wenn sich die Piloten daher längerfristig für den neuen Beruf als Lokführer entscheiden würden, wäre sie einverstanden. «Wenn sie bleiben möchten, freuen wir uns natürlich über die Unterstützung.»

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