Seit Monaten haben die SBB zu wenige Lokführer auf der Lohnliste. Und das, obwohl man Cargo-Lokführer umschult oder Berufsleute aus Deutschland abwirbt. Die Folgen dieses Personalmangels sind eindrücklich: Tag für Tag fallen schweizweit 125 Züge aus, wie Recherchen des Magazins «K-Tipp» zeigen. Eine stattliche Zahl.
Laut dem Bericht sind primär die Regionen Zürich mit der S21 zwischen Zürich und Regensdorf-Watt ZH betroffen, wo täglich zehn Züge ausfallen. 14 Verbindungen sind es zwischen Zürich und Muri AG. Noch eindrücklicher ist die Zahl in der Genferseeregion: Zwischen Genf und Coppet VD fallen 76 Züge aus.
Mehrere hundert Lokführer pro Jahr
Das Problem ist längst erkannt. Ein SBB-Sprecher gibt gegenüber der Nachrichtensendung «10vor10» auch Versäumnisse zu. «Wir brauchen pro Jahr mehrere hundert neue Lokführer.» In den vergangenen Jahren habe es in der Ausbildung Fehler bei der Planung gegeben. Die Ausfälle würden teilweise bis zum Fahrplanwechsel im Dezember anhalten.
Mit ein Grund für die weiteren Verzögerungen ist die Corona-Krise. Die Ausbildung von neuen Lokführern konnte nicht wie geplant durchgeführt werden. Das wird auf Monate hinaus zu spüren sein.
Jüngere können nicht mehr alle Loks fahren
Wie kritisch die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass so viele Züge ausfallen, obwohl wegen Corona viele Nacht-S-Bahnen oder Züge etwa zu Open Airs im Depot bleiben. «Die SBB war schon immer sehr knapp gefahren mit dem Personalbestand. Dann hat man die Division Personenverkehr umgebaut und seither können Jüngere nicht mehr alle Strecken und Fahrzeuge fahren», sagt ein Gewerkschafter.
Dem neuen SBB-CEO Vincent Ducrot (57) geht also auch bei den Lokführern die Arbeit so schnell nicht aus. (pbe)