Wo gekämpft wird, kann nicht angesät werden. Das trifft die Ukraine grad besonders hart. Denn das Land ist die Kornkammer Europas. Und einer der grössten Getreide-Exporteure. Die fruchtbarsten Äcker Europas liegen in der Ukraine – und seit drei Wochen mitten im Kriegsgebiet. Schon jetzt explodieren die Preise für Weizen und Getreide.
Vor allem der Weizenpreis steigt seit Januar kräftig an. Die Sorge, dass es bei einem langen Krieg zwischen der Ukraine und Russland zu Engpässen bei den Weizenlieferungen kommt, ist gross. Russland und die Ukraine exportieren gemeinsam 60 Millionen Tonnen Getreide jährlich. Sie gehören damit zu den grössten Playern weltweit.
Jetzt droht Russland damit, die Ausfuhr von Weizen zu unterbrechen. Erst mal wird das Getreide für die eigene Bevölkerung zurückbehalten. Das dürfte Auswirkungen weit über die Grenzen Russlands hinaus haben, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Noch einmal 20 Prozent teurer
Die Preise für Getreide dürften auf dem Weltmarkt drastisch ansteigen. Laut der Uno werden die wegen Corona schon hohen Preise für Lebens- und Futtermittel wegen des Krieges nochmals um 20 Prozent steigen. Schon im März dürfte man die gestiegenen Rohstoffpreise im Supermarkt-Regal spüren.
Nicht nur der Weizen wird weltweit knapp, weil 20 bis 30 Prozent der Felder brachliegen werden. Russland und die Ukraine sind auch führende Exporteure von Mais, Raps und Sonnenblumenöl. Die Preise werden steigen, weil die fehlenden Exporte aus Russland und der Ukraine auf dem Weltmarkt nicht mit anderen Importen wettgemacht werden können.
EU wird einspringen müssen
Was unternimmt die Schweiz gegen die ständig steigenden Preise? Doch das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) beobachtet die Lage «intensiv», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. «Vorkehrungen der wirtschaftlichen Landesversorgung sind bei einer schweren Mangellage zu treffen, jedoch nicht bei steigenden Preisen. Diese weisen zwar auf eine Verknappung der Güter hin, verlangen aber noch keine Intervention», heisst es beim BWL.
Kommt es nicht bald zu einer Entspannung, muss die EU einspringen und Getreide exportieren. Auf diesem Gebiet eine Einigung zu finden, dürfte aber schwierig werden. Die einzelnen Mitgliedsländer dürften primär auf ihre eigenen Bedürfnisse schauen und einer Erhöhung der Exportquote kaum zustimmen. Bereits reagiert hat Ungarn, dort sind alle Getreideexporte verboten. Auch Serbien und Moldawien haben den Export bestimmter Getreidesorten untersagt. (pbe)