Autos, Elektrogeräte und Dünger werden teurer
Jede zweite Schweizer Firma leidet unter Ukraine-Krieg

Die Schweizer Wirtschaft spürt den Krieg in der Ukraine. Lieferverzögerungen werden ein immer grösseres Problem. Dies macht auch zahlreiche Produkte teurer.
Publiziert: 16.03.2022 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 17.03.2022 um 09:52 Uhr
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Der Krieg in der Ukraine hat Folgen für die Schweizer Wirtschaft. Im Bild der Standort Visp der Lonza Group.
Foto: Keystone
Kilian Marti

Die Schweizer Wirtschaft kommt nicht zur Ruhe. Seit zwei Jahren kämpfen Unternehmen mit Lieferverzögerungen wegen Corona, Fachkräftemangel und Absatzschwierigkeiten.

Nun hat der Ukraine-Krieg die Problematik weiter verschärft. Jedes zweite Unternehmen ist in seiner Geschäftstätigkeit vom Konflikt betroffen, wie eine Umfrage bei 306 Organisationen des Wirtschaftsverbands Economiesuisse zeigt. Knapp ein Fünftel spürt die Auswirkungen sogar stark im eigenen Betrieb.

Mangel an Holz, Aluminium und Maschinen

Am meisten zugenommen hat die Problematik mit Lieferengpässen. So geben 30 Prozent der Befragten den Krieg als Ursache für die Versandverzögerungen an. Überdurchschnittlich stark betroffen sind die Chemie, Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sowie Lebensmittelproduzenten und Grosshändler.

Am schwersten erhältlich sind dabei Rohstoffe und Verbrauchsgüter wie Aluminium und Holz. Aber auch Gebrauchsgüter wie Maschinen oder Halbleiter fehlen im Lager. Dämmstoffe fürs Baugewerbe werden knapp. Schwierigkeiten zeichnen sich zudem kriegsbedingt beim Import von Rohmetallen und metallhaltigen Stoffen ab.

Aber auch andere Produkte könnten aufgrund des Konfliktes zusätzlich knapp werden. So gilt die Ukraine als wichtige Weizen- und Speiseöl-Lieferantin. Dies dürfte vermehrt auch Endkunden betreffen: Bereits heute rapportiert ein Viertel der befragten Firmen einen Mangel bei Konsumgütern.

Besonders stark betroffen sind derzeit Autohersteller in aller Welt. Nachdem sie über ein Jahr unter mangelnden Chips gelitten haben, machen ihnen nun fehlende Kabelbäume zu schaffen. In einem modernen Auto sind bis zu 5 Kilometer Kabel verbaut. Viele von ihnen werden in der Ukraine verarbeitet.

Preisanstieg bei Autos, Elektrogeräte und Düngemittel

Es werden also einige Preiserhöhungen auf uns zukommen. Und zwar auf Dinge des täglichen Lebens – von Kunststoffen bis zu Düngemitteln. So könnten Waschmaschinen, Trockner, Autos oder Sportartikel wie Fahrräder und E-Bikes teurer werden, aber auch viele Lebensmittel.

Weiter steigen werden auch die Transportkosten: Höhere Treibstoffpreise verteuern nicht nur den Transport per Schiff und Flugzeug, sondern auch mit dem Lastwagen. Die Branche hat kürzlich bereits Alarm geschlagen wegen des hohen Dieselpreises.

Deshalb rechnen die Unternehmen über alle Branchen hinweg für die nächsten sechs Monaten mit einem Preisanstieg von rund fünf Prozent.

Sanktionen treffen Schweizer Wirtschaft

Neben Lieferengpässen bereiten auch die Sanktionen gegen Russland der Schweizer Wirtschaft Probleme. Rund ein Viertel der befragten Unternehmen ist von den Strafmassnahmen betroffen. Oft genannt wird der eingeschränkte Zahlungsverkehr mit russischen Banken. Dies betrifft sowohl die Finanz- als auch die Exportindustrie.

Viele Marktteilnehmer rechnen damit, dass Russland aufgrund der Sanktionen auf absehbare Zeit als Rohstofflieferant ausfällt. Die Wirtschaft bereitet sich darauf vor, dass sich das globale Angebot noch weiter verknappt. Das könnte neben Öl und Gas auch auf andere wichtige Rohstoffe wie beispielsweise Eisenerz oder Nickel betreffen.


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