«Wer Putin schaden will, der spart Energie», sagt der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (52) vergangene Woche gegenüber der deutschen Tagessschau. Der Zusammenhang ist klar: Jedes Kilogramm verbrauchtes Russen-Gas, jeder verbrannte Liter Öl aus Russland spült Geld in die Staatskasse des Präsidenten.
Die Regel von Habeck, sie gilt auch für die Schweiz. Jeder Fünfte hiesige Haushalt heizt mit Gas. Rund zur Hälfte stammt dieses aus Russland. Die Schweiz ist zu einem beträchtlichen Anteil abhängig von Putins Gashahn. Wenn er ihn abdreht, könnte es in vielen Wohnungen kälter werden. Und dieser Fakt bekommt vielen nicht gut.
Gas aus der Schweiz
«Die Leute wollen etwas Gas zu Hause haben, wenn es mal eng werden könnte», sagt Stefan Theiler (56), Chef des Schweizer Gashändlers Vitogaz. Die Firma ist der schweizweit grösste Verkäufer von Gasflaschen für Gasgrill. Und genau diese Gasflaschen verkauft Vitogaz diesen März besonders gut. «Wir gehen davon aus, dass die Leute sich kleine Gasreserven aufbauen», sagt Theiler.
Vitogaz' Flüssiggas ist laut eigenen Angaben komplett unabhängig von russischem Erdöl und Erdgas. «Wir füllen Flüssiggas von der Raffinerie in Cessier NE in unsere Gasflaschen», sagt Theiler. Das Erdöl, aus dem das flüssige Propangas gewonnen wird, stamme grösstenteils aus Nordafrika.
Russland liefert Erdgas in die Schweiz. Dieses besteht grösstenteils aus Methan. Unter hohem Druck und bei sehr tiefen Temperaturen kondensiert Methan und wird flüssig. Gas in dieser Form verkauft USA, Ägypten oder Qatar. Der Transport dieses Flüssiggases, auch LNG genannt, ist teuer und aufwendig. Es kann nicht im Einzelhandel gekauft werden.
Das «kondensierte Erdgas» ist nicht zu verwechseln mit dem Flüssiggas, das man in Gasflaschen zum Grillieren kaufen kann. Es enthält zum grössten Teil Propan und ist auch unter dem Namen LPG bekannt. Der Druck in der Flasche ist um ein Vielfaches kleiner als beim Flüssiggas aus Erdgas (LNG). Es wird aus der Verarbeitung von Benzin oder Kerosin aus Erdöl gewonnen.
Russland liefert Erdgas in die Schweiz. Dieses besteht grösstenteils aus Methan. Unter hohem Druck und bei sehr tiefen Temperaturen kondensiert Methan und wird flüssig. Gas in dieser Form verkauft USA, Ägypten oder Qatar. Der Transport dieses Flüssiggases, auch LNG genannt, ist teuer und aufwendig. Es kann nicht im Einzelhandel gekauft werden.
Das «kondensierte Erdgas» ist nicht zu verwechseln mit dem Flüssiggas, das man in Gasflaschen zum Grillieren kaufen kann. Es enthält zum grössten Teil Propan und ist auch unter dem Namen LPG bekannt. Der Druck in der Flasche ist um ein Vielfaches kleiner als beim Flüssiggas aus Erdgas (LNG). Es wird aus der Verarbeitung von Benzin oder Kerosin aus Erdöl gewonnen.
Dieses Flüssiggas deckt allerdings nur 0,3 Prozent des schweizweiten Energiebedarfs, wesentlich weniger als das flüchtige Erdgas. Das liegt unter anderem daran, dass Flüssiggas tendenziell teurer ist, und das Erdgasnetz in der Schweiz gut ausgebaut ist.
Unternehmen sorgen sich um Energieversorgung
Momentan läuft bei Vitogaz das Geschäft aber wie geschmiert. «Da sind zum einen die anziehenden Verkäufe der mobilen Gasflaschen an private Kunden, zum anderen die stärkere Nachfrage von Unternehmen», berichtet der Vitogaz-Chef. Mehrere Unternehmen interessieren sich jetzt für einen Wechsel vom Erdgas aus der Pipeline zum Flüssiggas aus Cressier.
Das hat laut Theiler drei Gründe: «Erstens ist der Preis für Flüssiggas weniger stark gestiegen als jener für Erdgas. Zweitens wollen sich Unternehmen ‹frei von russischem Gas machen›. Und drittens sorgen sich einige um die Verfügbarkeit von russischem Erdgas.» Eine Energiemangel gehört für viele Industrieunternehmen zum «Worst-Case-Szenario».
«Boom wird nicht anhalten»
Ganz so einfach ist die Handhabe mit den Flüssiggas aber nicht: Es braucht einen speziellen Tank, um das Flüssiggas unter Druck zu speichern, bevor es verbraucht wird. Einige Firmen würden extra dafür aufrüsten, berichtet Theiler.
Dass der Flüssiggas-Boom langfristig anhält, glaubt er aber nicht. «Die ganze Diskussion ums russische Gas ist nicht gut für uns, selbst wenn wir keines verkaufen», sagt Theiler. Die Thematik würde den Energieträger nur in ein noch schlechteres Licht stellen. «Denn in den Augen der meisten Konsumentinnen und Konsumenten ist Gas gleich Gas.»