Am vergangenen Wochenende sind wegen zahlreicher Flugausfälle Tausende Reisende im Ausland gestrandet. Airlines wie Easyjet und British Airways strichen viele ihrer Flüge. In London-Heathrow, dem grössten Flughafen Europas, standen Fluggäste teilweise stundenlang Schlange, bevor sie einchecken konnten. Die britische Regierung warf der Branche vor, sich nicht ausreichend vorbereitet zu haben.
Auch aus Manchester und Dublin berichteten Reisende in sozialen Medien von chaotischen Zuständen. In Deutschland war der Flughafen Düsseldorf komplett überlastet. Und auch auf Mallorca mussten Reisende viel Geduld aufbringen. Ähnlich präsentierte sich die Situation auf dem Amsterdamer Flughafen Schiphol: Die Menschenschlange reichte zuweilen bis vor das Gebäude!
Airlines kommen mit Personalaufstockung nicht nach
Hauptgrund für die angespannte Situation in Europa: die Corona-Pandemie. Viele Flughäfen und Fluggesellschaften mussten wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage ihren Personalbestand verringern – auch weil die Staatshilfen im hart umkämpften Fluggeschäft nicht ausreichten. Nun sind vielerorts die Corona-Massnahmen aufgehoben, die Menschen wieder in Reiselaune. Allein, so schnell können Airlines, Flughäfen und Servicegesellschaften das Personal gar nicht wieder aufstocken.
War die Situation an Pfingsten also erst der Vorgeschmack auf das, was Reisende während der Sommerferien erwarten können? Ja, sagen Angestellte und Gewerkschaften – und malen im Hinblick auf die Sommerferien ein düsteres Bild. Denn: Das Personal sei am Limit, die Personalsituation angespannt. Was wiederum zu einer Verschlechterung der Arbeitsbedingungen führe, wie Gewerkschaften bemängeln. Ein Teufelskreis.
Entspannter sieht man die Situation bei der International Air Transport Association (IATA). Willie Walsh (60), IATA-Generaldirektor, lässt sich auf Anfrage von Blick mit Aussagen zitieren, die er am Dienstag so auch am Paris Air Forum geäussert hat: «Es gibt derzeit gewisse Herausforderungen in unserer Branche. Aber damit werden wir klarkommen. Und es sind gute Herausforderungen. Denn sie zeigen, dass die Nachfrage beim Fliegen auch nach der Pandemie gross ist.»
Nicht von null auf hundert in einem Tag
Allerdings dauere das etwas. Politiker und Reisende könnten nämlich nicht einfach davon ausgehen, dass Airlines von einem Tag auf den anderen wieder funktionierten, nachdem monatelang alles stillgestanden sei.
Verspätungen, Ausfälle – alles also kein Problem? «Klar gibt es diesbezüglich momentan eine gewisse Hysterie. Aber: Nicht jeder Flughafen und jede Airline auf der Welt haben Probleme. Zudem ist es in der Airline-Branche nicht unüblich, dass es zu Verspätungen und Problemen kommt», so Walsh.
Auch beim Flughafen Zürich gibt man sich im Hinblick auf die Sommerferien optimistisch. «Es besteht kein Personalmangel. Wir haben grundsätzlich genug Personal, um das angekündigte Passagiervolumen zu bewältigen», sagt eine Sprecherin auf Anfrage von Blick. Trotzdem müsse während der Hauptverkehrszeiten an Spitzentagen mit Wartezeiten gerechnet werden.
Ebenfalls zuversichtlich ist man beim Bodendienstleister Swissport. Das Unternehmen fing bereits Ende letztes Jahr mit der Rekrutierung von neuem Personal an. «In Basel, Genf und Zürich verfügen wir darum aktuell über genügend Personal, um die angekündigten Flüge abzudecken», sagte eine Sprecherin zu Blick.