Vorsicht bei Immunsuppressiva
Corona-Impfung bei unterdrücktem Immunsystem weniger wirksam

Eine Berner Studie untersuchte die Antikörperantwort auf die in der Schweiz zugelassenen mRNA-Impfstoffe. Im Fachmagazin «The Lancet Rheumatology» wurden die Resultate veröffentlicht.
Publiziert: 16.09.2021 um 08:42 Uhr
Pflegepersonal im Universitätspital der Insel Gruppe kümmern sich auf der Intensivstation um einen Covid-Patienten.
Foto: Keystone

Corona-Impfstoffe wirken bei Patienten mit unterdrücktem Immunsystem schlechter. Das hat eine Berner Studie im Fachmagazin «The Lancet Rheumatology» untermauert. Demnach liessen sich schützende Antikörper nur bei knapp der Hälfte der Betroffenen nachweisen.

Die zu den Immunsuppressiva zählenden Medikamente Rituximab oder Ocrelizumab unterdrücken das körpereigene Immunsystem, indem sie B-Zellen gezielt hemmen oder bekämpfen. Solche Antikörpertherapien wenden Ärztinnen und Ärzte bei Patienten mit bestimmten Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis an sowie bei einigen Krebsarten und Nierentransplantationen. Diese Personen zählen zu den Risikogruppen für schwere Covid-19-Verläufe.

96 Patientinnen und Patienten speziell untersucht

Für die Studie untersuchten die Forschenden des Inselspitals und der Universität Bern die Antikörperantwort auf die in der Schweiz zugelassenen mRNA-Impfstoffe von 96 Patientinnen und Patienten, die zuvor mit einem der beiden immunsuppressiven Wirkstoffen behandelt worden waren.

Demnach war die Impfstoffwirkung erheblich eingeschränkt, wie die Berner Institutionen am Donnerstag mitteilten. Es liessen sich nur in 49 Prozent der Studienteilnehmenden Antikörper gegen das Spike-Protein des Coronavirus nachweisen. In der Kontrollgruppe von 29 gesunden Erwachsenen entwickelten alle eine Antikörperantwort.

Hinweise auf verbesserte Wirksamkeit gefunden

Die Forschenden fanden in der Studie jedoch auch Hinweise darauf, dass sich die Wirksamkeit der Impfstoffe bei einigen der besonders gefährdeten Patienten verbessern liesse. So hing die Immunantwort mit der Dauer, der Begleitmedikation und weiteren Lebensumständen im Zeitraum seit der letzten Antikörpertherapie zusammen.

Sollte sich der Einfluss dieser Faktoren in weiteren und grösseren Studien erhärten, wäre das ein erster Schritt, um auf einzelne Patienten zugeschnittene Impf- und Therapiepläne entwickeln.

In der Schweiz erhalten derzeit stark immunsupprimierte Personen eine dritte Impfung gegen das Coronavirus. (SDA)

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