Morgens um acht bei der Arbeit. Erst mal einen Kaffee, während der Computer startet. Damit aber der Strom, welchen der Computer frisst, nicht zu teuer wird, soll der Arbeitstag vielleicht bald abends um acht beginnen.
Aufgrund der Ukraine-Krise macht sich ganz Europa Sorgen um seine Gasversorgung und steigende Strompreise. Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse schlägt deshalb vor, das Arbeitsrecht zu flexibilisieren, um Strom zu sparen.
Angestellte sollen verteilt arbeiten
«Für die Versorgungssicherheit macht es Sinn, dass Unternehmen ihren Energieverbrauch über den Tag und über die Woche gleichmässiger verteilen können, um Spitzenbelastungen und schlimmstenfalls Betriebsschliessungen zu vermeiden», sagt Lukas Federer von Economiesuisse gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Die Arbeitnehmenden sollen also möglichst verteilt arbeiten, möglicherweise in der Nacht oder am Wochenende, wenn der Strom zusätzlich günstiger ist. Mit dem Vorschlag von Economiesuisse würde zwar keine Energie gespart, aber eine Überlastung des Energiesystems verhindert.
Unternehmen möchten es untereinander ausmachen
Laut Federer hätten sich während der Corona-Pandemie ähnliche Lösungen bereits bewährt, etwa in der Logistik. Nebst der flexiblen Arbeitsreglung soll der Sensibilisierungsplan des Bundes rasch umgesetzt werden und bei einer allfälligen Kontingentierung des Gasverbrauchs sollen die Unternehmen in festgelegten Pools den Verbrauch untereinander ausmachen.
Bei den Arbeitnehmenden sorgt der Vorschlag von Economiesuisse nicht für Begeisterungsstürme. «Wir betrachten diesen Vorschlag als Versuch, das langjährige politische Ziel der Liberalisierung der Arbeitszeiten mit Vorschub einer drohenden Krise durchzusetzen», sagt Pierre Derivaz von Angestellten Schweiz zu Blick.
Weder der Nutzen noch der Bedarf des Vorschlages sei erwiesen. Man solle besser Energie sparen und nicht Energieverbrauchsspitzen glätten. «Ausserdem sehen wir enormes Missbrauchspotenzial, es stellt ein grosses Opfer der Belegschaft dar und wir lehnen der Vorschlag grundsätzlich ab», sagt Derivaz zum «Tages-Anzeiger». Ausnahmen soll es nur in dringenden Fällen geben. (lui)