Im August ist es so weit: Zahlreiche Lernende starten ihr Berufsleben mit einer Lehrstelle. Insgesamt wurden dieses Jahr hochgerechnet 76’881 Lehrstellen angeboten. Zu diesem Schluss kommt der Nahstellenbarometer 2023 des Bundesamts für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI).
Von diesen rund 80'000 Lehrstellen konnten aber lange nicht alle besetzt werden. Es seien noch Tausende Lehrstellen offen, wie die «Aargauer Zeitung» schreibt. Dabei wäre es angesichts des Fachkräftemangels jetzt besonders wichtig, Jugendliche für die eigene Branche zu begeistern.
Viele offene Inserate
Beim Berufsbildungsportal Yousty sind aktuell noch über 11’000 Inserate mit Lehrbeginn 2023 aufgeschaltet. Eine eher grosse Zahl im Vergleich mit den Vorjahren, heisst es weiter. Das muss aber nicht heissen, dass diese Stellen alle noch unbesetzt sind. Zum Teil lassen Firmen ihre Inserate so lange aktiv, bis alle Lehrplätze besetzt sind.
Der Bund teilt dagegen im Juni mit, dass die Besetzung der Lehrstellen ähnlich verlaufe wie im Vorjahr. Wie das Nahtstellenbarometer zeigt, waren im März/April 63 Prozent der Lehrstellen besetzt – eine normale Entwicklung. Was aber auffällt: Firmen erhalten pro Lehrstelle im Schnitt nur sieben Bewerbungen. In den Vorjahren waren es neun oder zehn.
Wenig vergebene Lehrstellen in der Baubranche
Einen Negativrekord gab es auch in der Baubranche: Im März/April waren erst 41 Prozent der Lehrstellen besetzt. Die Lehrverträge in der Branche werden traditionell aber eher spät unterzeichnet. Der Schweizer Baumeisterverband zeigt sich gegenüber der «Aargauer Zeitung» deshalb entspannt: «Wir rechnen 2023 im Bauhauptgewerbe mit ähnlich viel besetzten Lehrstellen wie in den Vorjahren», sagt Sprecher Pascal Gysel.
Dabei versucht der Verband alles, die Jugendlichen dort zu erreichen, wo sie viel Zeit verbringen. Anscheinend mit Erfolg: Bei Gewerbeausstellungen oder Schnuppertagen merkt der Baumeisterverband, dass das Interesse an Bauberufen wieder zunehme. «In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sucht die Jugend nach sicheren Berufen», meint Gysel. Technische Hilfsmittel wie Drohnen und Tablets machen Bauberufe ebenfalls attraktiver.
Auch in der Gastronomie ist der Fachkräftemangel gross. Um Jugendliche für die Branche zu begeistern, besuchen die Verbände Gastrosuisse und Hotelleriesuisse jährlich rund 20 Berufsmessen und organisieren über 200 Informationsnachmittage. Im Kanton Zürich ist man gar mit einem Food-Truck auf den Pausenplätzen unterwegs.
Die Schweizer KMU haben letztens aus demselben Grund Alarm geschlagen, wie Blick berichtete. Sie können ihre Lehrstellen nicht besetzen. Die Folgen sind klar: Mittel- bis langfristig bleibt der Fachkräftemangel bestehen.