Von den 17'000 CS-Angestellten in der Schweiz dürften sie momentan besonders auf Nadeln sitzen: die mehreren Hundert Lernenden. Viele von ihnen machen das KV oder eine Informatik-Lehre.
Anders als ausgelernte Angestellte können sich Lernende im Falle eines Jobverlustes keine beliebige neue Stelle suchen. Sie müssen einen Betrieb finden, der sie mitten in der Ausbildung übernimmt und wo sie ihre Lehre abschliessen können. Kein einfaches Unterfangen.
Kein Abbau auf den Schultern der Lernenden
Deshalb soll es bei den Lernenden gar nicht erst zu Entlassungen kommen, fordert Michael von Felten (62), Präsident des Bankenpersonalverbands: «Es muss für beide Banken selbstverständlich sein, dass die Lernenden ihre Ausbildung bis zum Abschluss absolvieren können. Die Unsicherheit ist für die Lernenden und ihre Familien belastend.»
Beim kaufmännischen Verband melden sich bereits besorgte Jugendliche, die einen Lehrvertrag bei der CS ab diesem Sommer unterschrieben haben. «Die UBS übernimmt die Credit Suisse mit all ihren Rechten und Pflichten – dazu gehören auch die Lehrverträge», beruhigt Christian Zünd (59), CEO des Kaufmännischen Verbandes Schweiz. «Es darf sicher keinen Abbau auf den Schultern der Lernenden geben. Das wäre ein Schaden für den Bildungsplatz Schweiz und ein erheblicher Imageverlust für die Lehre.»
Springen andere Banken in die Bresche?
Die CS gibt auf Anfrage von Blick bekannt, man halte an den Verträgen gegenüber bestehenden und neuen Lernenden fest. Man stehe mit den Betroffenen in Kontakt. Auch die UBS bekennt sich auf Nachfrage zu ihren Lernenden. Das gelte sowohl für bestehende Lehrverträge als auch für jene ab dem Sommer. Und: Mit Blick auf die Übernahme schiebt die UBS nach, sie übernehme «alle Lehrlinge der CS nach Abschluss der Transaktion». Die UBS bildet derzeit 700 Lernende aus, bei der Credit Suisse sind es gut 500.
«Ich könnte mir auch vorstellen, dass es eine Verschiebung zu anderen Banken gibt», mutmasst Christian Zünd vom Kaufmännischen Verband. Postfinance, Zürcher Kantonalbank, Raiffeisen und Co. sind in den letzten Tagen und Wochen mit neuen Kundengeldern überhäuft worden. Das schafft Raum – und finanzielle Mittel – für neue Ausbildungsplätze.
Selbst wenn im Zuge der Bankenfusion Lehrstellen verschwinden: Ein Lehrstellenmangel ist nicht zu befürchten. Der Fachkräftemangel beginnt bereits bei den jüngsten Berufsleuten. Viele Betriebe kämpfen damit, überhaupt Lernende zu finden. Zehn Prozent der Lehrstellen blieben letztes Jahr unbesetzt.
«Wer das KV unbedingt auf der Bank machen will, hat es nun möglicherweise schwerer», schränkt Robin Villoz (27) vom Lehrstellenportal Yousty ein. «Aber man kann ausweichen, die KV-Lehre zum Beispiel stattdessen auf der Gemeinde oder in der Industrie machen.»