Flug-Chaos in Europa, Flug-Chaos in der Schweiz: Zwischen dem 1. Juni und dem 10. Juli starteten im Schnitt 46 Prozent der Flugzeuge in Zürich mit mehr als 15 Minuten Verspätung. Das zeigt eine Auswertung der An- und Abflugdaten auf der Internetseite des Flughafens Zürich durch die Nachrichtenagentur AWP. Im Schnitt mussten die Passagiere rund 40 Minuten warten.
«Die Verspätungen können unterschiedliche Ursachen haben», sagte eine Sprecherin des Flughafens auf Anfrage. Meist seien sie operativer, technischer oder wetterbedingter Natur. Es lässt sich resümieren: Insgesamt müssen sich Reisende diesen Sommer tendenziell vermehrt auf Verspätungen einstellen.
Swiss gehört bei weitem nicht zu pünktlichsten Airlines
Unter den Fluggesellschaften, die in dieser Zeit mehr als 50 Abflüge durchführten, mussten besonders Passagiere der polnischen Airline LOT häufig warten. Hier starteten knapp 78 Prozent der Flüge verspätet. Auch Air Canada, Sunexpress, Scandinavian, Aer Lingus und Air Serbia verzeichneten Verspätungsraten von über 60 Prozent.
Bei der Swiss – die die meisten kommerziellen Flüge am Flughafen Zürich durchführt – waren es rund 48 Prozent und bei ihrer Schwesterairline Lufthansa knapp 41 Prozent. Zu den pünktlichsten Fluggesellschaften zählten Iberia (17 Prozent), Air Europa (20 Prozent), Qatar Airways (25 Prozent), Croatia Airlines (29,9 Prozent) und Edelweiss (30,7 Prozent).
Verspätungen bereits vor Corona
Noch Anfang Jahr waren über alle Fluggesellschaften hinweg die Maschinen deutlich pünktlicher, bis Ende Mai hatte nur jeder vierte Flug ab Zürich mit Verspätung abgehoben. Allerdings ist es normal, dass es in der Hauptsaison zu mehr Verspätungen im Flugverkehr kommt – es gibt auch deutlich mehr Flüge im Sommer als zu Jahresbeginn.
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Verspätungen und Flugstreichungen sind kein neues Problem. Die pandemiebedingt ausgedünnten Flugpläne hatten hier zwar zwischenzeitlich für eine Atempause gesorgt: Letztes Jahr betrug die Rate an Flügen, die mit mehr als 15 Minuten Verspätung starteten, nur 19,7 Prozent, 2020 gar nur 13,6 Prozent. Das geht aus den Statistikberichten des Flughafen Zürichs hervor.
Doch nun rächt sich, dass viele Fluggesellschaften und -dienstleister aufgrund der Corona-Krise Kapazitäten abgebaut haben. Noch 2019 verspäteten sich in der Spitze im Juni um die 40 Prozent der Abflüge, also rund 6 Prozentpunkte weniger als aktuell. Über das ganze Jahr betrug die Verspätungsrate knapp 29 Prozent.
Pech und Pannen
Dazu kommen Abstriche beim Flugplan: So musste etwa die Fluggesellschaft Swiss – und mit ihr diverse andere Fluggesellschaften in Europa – Hunderte Flüge im Sommer streichen, in erster Linie, weil das Personal fehlt. Personalverbände schlagen Alarm. Seit Anfang Juni wurden am Flughafen Zürich über alle Airlines hinweg 632 von insgesamt 25'030 An- und Abflügen annulliert, das entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent.
Für einen besonders grossen Ausreisser sorgte der Skyguide-Ausfall mit fast 100 gestrichenen Flügen am Tag. Am 15. Juni war der Schweizer Luftverkehr stundenlang lahmgelegt – wegen eines Netzwerkfehlers bei der Flugsicherung. Rund zwei Wochen später folgte die nächste Panne: Der Ausfall eines weltweit genutzten Systems für Flugabfertigungen sorgte für längere Wartezeiten.
Flughafen zeigt sich zuversichtlich
Für die diesjährigen Sommerferien zeigte sich der Flughafen Zürich jüngst zuversichtlich: Grundsätzlich sei genügend Personal am Flughafen Zürich im Einsatz, teilte er Ende Juni mit. Gewisse Auswirkungen wie Verspätungen aufgrund von Engpässen bei ausländischen Flughäfen oder bei der Flugsicherung in Europa würden aber auch in Zürich zu spüren sein. Gemeinsam mit den Partnerunternehmen setze man jedoch alles daran, diese so gering wie möglich zu halten.
Was das genau für die Passagiere heisst, ist schwierig abzuschätzen. «Zukunftsgerichtete Verspätungsprognosen sind leider kaum möglich, da wir in einer internationalen Abhängigkeit stehen», sagte die Sprecherin. Es sei jedoch davon auszugehen, dass die Verspätungsrate diesen Sommer verhältnismässig höher liege.
Der Flughafen empfiehlt den Reisenden während der Hauptreisezeit, genügend Zeit einzuplanen und bis zu drei Stunden vor dem Abflug am Flughafen zu sein. Zu einzelnen Tagesspitzen erreiche der Flughafen ein Passagieraufkommen wie vor der Corona-Pandemie und es könne teilweise zu Wartezeiten kommen. (SDA/gif)