Valeria Mella (34) und Adi Rüedi (36) träumten schon lange von einem Mini-Haus, einem sogenannten Tiny House. Dann sah Rüedi auf der Occassionsplattform Tutti eine ausrangierte Brunni-Gondel für 4500 Franken. «Da kam uns die Idee ganz spontan», sagt Mella. «Wir bauen aus einer Gondel ein Tiny House!»
Das war vor einem Jahr. Seither war das Ehepaar, das gemeinsam den Reise-Blog Littlecity.ch betreibt, intensiv mit dem Um- und Ausbau der Gondel beschäftigt. Es hat sie mehr Zeit und Aufwand gekostet, als sie ursprünglich dachten. «Nur schon bis alles ausgehöhlt war, dauerte es eine ganze Weile», so Mella. Der Boden der Gondel sei beispielsweise verschweisst, genietet und verleimt gewesen. «Den musste Adi Zentimeter für Zentimeter mit den verschiedensten Maschinen rausfräsen und sägen», so Mella.
Die Gondel musste abspecken
Eine weitere grosse Herausforderung sei gewesen, alles so leicht wie möglich und trotzdem stabil zu bauen. «Denn wir wollten, dass unser Tiny-House-Gondeli mobil bleibt», so die Bloggerin. Aber damit sie die Tiny-House-Gondel mit dem Auto ziehen konnten, durfte sie nicht schwerer als 1,7 Tonnen sein.
Mehr Tiny Houses
«Wir haben sehr vieles zum ersten Mal gemacht», sagt Mella. Keiner der beiden hatte vorher einen Handwerker-Beruf. Deshalb sei es sehr schwierig abzuschätzen gewesen, wie lange sie schlussendlich für den ganzen Umbau brauchen würden. Die beiden Zürcher haben viel investiert – an Geld und Arbeitsstunden. «Irgendwann haben wir aufgehört zu zählen», so Mella. Sie schätzen den Wert der Gondel heute aber auf deutlich über 100'000 Franken.
Alte und neue Details
Und der Innenausbau kann sich sehen lassen: Die Gondel ist zwei mal fünf Meter gross. Sie bietet damit laut dem Ehepaar mehr Platz, als man denkt. «In der massgeschneiderten Küche des Schweizer Küchenbauers Emme findet man alles, was man braucht, inklusive einer ausziehbaren Kücheninsel», so Mella. Darin versteckt sich ein Gasherd zum Kochen. Die Sitzecke kann zudem mit wenigen Handgriffen zu einem 1,40 Meter grossen Bett umfunktioniert werden. Die Bettwäsche ist unter den Bänken verstaut.
Weiterer Stauraum bietet der Boden der Gondel. Die Holzdielen können zum Teil mit einem Magnet aufgeklappt werden und als Kleiderschränke genutzt werden. Die Gondel bietet zahlreiche weitere Besonderheiten, wie die Steuerung des Lichts über Smart Home. Solche modernen Gadgets wurden kombiniert mit alten Details der Gondel. So wurden die ursprünglichen Schildchen, welche schon immer in der Brunni Gondel hingen, wieder angebracht. Boden, Küche und Sitzbänke bestehen aus Schweizer Holz, die Wände sind mit recyceltem Pet ausgekleidet und auch die Plexiglasscheiben hat das Paar ersetzt.
Im Gondeli-Hotel übernachten
Einzig die Nasszelle fehlt derzeit noch. «Ein Bad ist geplant und der Prototyp steht schon», so Mella. Darin wohnen will das Paar vorerst aber nicht. «Wir wollen die Gondel als eine Art Wohnwagen nutzen und damit auf Reisen gehen», so die Bloggerin.
Doch erst steht ein grosses Tourismus-Projekt an: Das rote Gondeli ist Teil der grossen Schweiz Tourismus Kampagne Million Stars Hotel. Sie steht derzeit im Engadin auf 3000 Meter Höhe auf dem Piz Nair und kann für 450 bis 490 Franken pro Nacht gemietet werden – inklusive Frühstück und Bergbahn-Ticket.