Foto: Jonas Bischofberger

Primarlehrer (39) packt beim Tiny House selber an
So baut man sich für 33'000 Franken ein Eigenheim

Keine Hypothek, kein fester Wohnsitz – aber Eigenheimbesitzer: Nicht selten bauen die Bewohner von Kleinhäusern sich die eigenen vier Wände selbst. Das ist zwar arbeitsintensiv, aber deutlich kostengünstiger.
Publiziert: 30.05.2019 um 10:38 Uhr
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Aktualisiert: 02.07.2020 um 09:23 Uhr
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Das Tiny House ist bezugsfertig. Zweieinhalb Jahre dauerten Planung und Bau.
Foto: Jonas Bischofberger
Maren Meyer

Sie wollen keinen festen Wohnsitz, aber dennoch ein eigenes Haus. Für Jonas Bischofberger (39) und seine Partnerin Felicia Rief (29) ist das kein Widerspruch. Ihre Lösung: Ein Tiny House auf Rädern, gebaut in Eigenregie. Die Ferien verbringt das Paar oft im selbst ausgebauten Bus – das Zusammenleben auf engstem Raum sind sie gewohnt. Da war der Schritt zum Tiny House nicht weit.

«Die Idee hat uns gepackt und so haben wir angefangen, unser Minihaus zu planen», sagt Bischofberger. Ein Jahr entwickelten, entwarfen und konzipierten die zwei ihr Traumhaus. Sie nutzten gratis Einrichtungsprogramme im Internet, um den Innenausbau ihres neuen Heims zu erstellen. «Wir hatten ja kaum Ahnung, wie man am besten vorgeht», sagt er.

Doch bevor es mit dem Bau losgehen konnte, musste ein Grundstück her. Wie BLICK berichtete, ist das in der Schweiz nicht immer leicht. Im Verein Kleinwohnformen setzt sich Bischofberger dafür ein, dass sich die Situation für Tiny-House-Eigentümer in der Schweiz verbessert.

Nachhaltiger Lebensstil

Felicia Rief ist Deutsche, ihre Eltern besitzen Land in der Nähe von München – der ideale Ort für das Vorhaben. Über ein Jahr dauerte der Bau. Jetzt ist das Tiny House fertig. Auf 18 Quadratmetern will das Paar nun mit ihrer Hündin Nera, einem Australian-Shepherd-Appenzeller-Sennenhund-Mischling leben. Trotz der kleinen Grösse, müssen sie sich kaum einschränken: Kochfläche, Duschbad, Essecke, Doppelbett sowie ein Gästebett sind vorhanden.

Das Fundament des Tiny House ist ein Anhänger mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen. Die Fassade besteht aus Holz, die Dämmung ist ein Gemisch aus Industriehanf und Jute-Säcken. «Wir wollten nachhaltige Baumaterialien nutzen und Holz und Hanf sind nachwachsende Rohstoffe», erzählt der 39-jährige Primarlehrer. Sie besitzen wenig, verzichten müssten sie aber auf nichts: «Für mich ist Minimalismus, das zu besitzen, was ich wirklich brauche.»

Hausbau ohne Schulden

Aus finanzieller Sicht lohnt sich der Tiny-House-Bau: 33'000 Franken hat das Paar für Materialkosten, Solaranlage und den Innenausbau ausgegeben. Für die Möbel verwendeten sie Restholz. «Wir wollten ein Haus bauen, ohne uns für den Rest unseres Lebens zu verschulden», sagt Bischofberger.

Dank eines 170-Liter-Wassertanks kann auch ohne Wasseranschluss geduscht werden. Im Winter wärmt ein Holzofen, der auch als Kochfläche und zur Wassererhitzung dient. Im Sommer kommt ein Gasherd zum Einsatz. Und wenn es der Stellplatz erlaubt, kann das Tiny House gar an Wasser- und Abwasserleitungen angeschlossen werden.

Bewusster Leben müssen die zwei aber trotzdem. Denn 170 Liter Wasser sind schnell verbraucht. «Man macht sich automatisch mehr Gedanken über den Energie- und Wasserbedarf», sagt der Tiny-House-Bauer. In den vergangenen zwei Jahren habe er viel gelernt, ausprobiert und Ideen angepasst. Jetzt wollen die zwei das Leben auf 18 Quadratmetern testen. «Man muss es gut haben miteinander», sagt Bischofberger. «Aber das Leben auf wenig Raum schweisst auch zusammen.»

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