Foto: X.com/murtaza hussein

Viel Häme für saudisches Mega-Projekt Neom
Influencer-Videos zeigen Arbeitskolonie statt Trendstadt

Saudi-Arabien investiert 500 Milliarden Dollar in das Megaprojekt Neom, eine futuristische Stadt in der Wüste. Doch trotz eindrucksvoller Videos auf YouTube erntet das Projekt viel Kritik und Häme, da die Realität in Influencer-Videos bislang eher trist wirkt.
Publiziert: 29.09.2024 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2024 um 22:28 Uhr
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Auch das ist Neom: Menschenleere Gasse in einer wenig schmucken Arbeitersiedlung.
Foto: X.com/murtaza hussein

Auf einen Blick

  • Neom: Futuristische Megastadt in Saudi-Arabien
  • Influencer-Videos zeigen lebloses Arbeitskolonie-Bild statt lebendige Trendstadt
  • 500 Milliarden Dollar Investitionen für Neom gelten primär der saudischen Imagepflege
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

500 Milliarden Dollar Investitionen. Eine 170 Kilometer lange linienförmige Zukunftsstadt. Wintersportorte in der Wüste. Futuristische Hotels an einer neuen Küste namens Magna.

Das alles gehört zu Neom, dem Megaprojekt in Saudi-Arabien, das sich zu einem neuen touristischen Hotspot der Welt entwickeln will. Die Projektvideos auf Youtube sind eindrücklich. Die Realität scheint indes weniger erbaulich.

Diverse Influencer sind bereits fleissig dran, mittels kurzen, englischsprachigen Videos auf Tiktok und anderen Plattformen die Vorzüge von Neom zu preisen. Doch zuletzt gab es dafür viel Kritik und sogar Häme. Denn so sehr sich die Influencer bemühen: Der Alltag in Neom gleich bislang eher einem Aufenthalt in einer leblosen Arbeitskolonie irgendwo im Nirgendwo, als einem Dasein in einer lebendigen und modernen Trendstadt.

Einige Influencer haben ihre Neom-Beiträge inzwischen komplett gelöscht, wobei noch einiges davon im Internet zu finden ist. Zufall? Neom behauptet, keine Influencer für Standortmarketing zu bezahlen.

Viel Häme für Influencer-Videos

Unter anderem findet sich ein Beitrag der Südafrikanerin Jessica Herman nicht mehr auf Tiktok. Sie läuft mit ihren Kindern durch eine Siedlung in Neom, berichtet über das tolle Leben und das tolle Essen. Letzteres nimmt sie in einer Diner Hall ein, die weniger Flair als jedwede Arbeitskantine eines Grossunternehmens ausstrahlt. Besonders störend ist aber, dass in den Strassen von Neom kein Mensch zu sehen ist. Das Video ist auf X erhalten.

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Auch Tiktokerin Bellaksa postet über Neom. Ihre Videos sind weiterhin einsehbar. Aber auch diese verströmen wenig Glamour und viel Arbeits-Camp. Sie scheinen sich an Personen zu richten, die im Projekt Neom beruflich mitmachen wollen.

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Aber die eigentliche Zielgruppe der wohlhabenden und ferienhungrigen Ausländer oder Saudi-Expats dürften diese Videos nicht beeindrucken. Und das ist nicht im Sinne der Saudis.

Immer mehr Kontroversen um das Megaprojekt

Zumal Neom, Teil der saudischen Vision 2030, zuletzt eher mit Kontroversen als mit Ferienträumen von sich reden machte. Pläne wurden nach unten revidiert. Medien berichteten, dass saudische Soldaten für den Bau der Line einheimische Dorfbewohner gewaltsam vertrieben. Und das «Wall Street Journal» dokumentierte vor kurzem Korruption, Rassismus und Frauenfeindlichkeit unter Neom-Führungskräften.

Neom dient nicht nur der Diversifizierung der saudischen Wirtschaft, sondern eben auch einer Imagepolitur. 2018 brachte die Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi in einem saudischen Konsulat den Aufstieg Saudi-Arabiens ins Stocken. Deshalb muss Neom ein Erfolg werden. Da verträgt es keine Influencer-Videos, die alles andere als «anmächelig» sind.

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