Die Unternehmer und Unternehmerinnen aus der Schweizer KMU-Welt, er hat sie alle im Sack. Für seinen Auftritt am Swiss Economic Forum SEF in Interlaken BE gibt es viel und wohlwollenden Applaus für UBS-Chef Sergio Ermotti (63). Denn die Firmenchefs wissen: Nur eine erfolgreiche Integration der Credit Suisse kann weiteren Schaden vom Finanzplatz abwenden.
Bei einer Umfrage im Saal sagten denn auch 61 Prozent der Teilnehmenden, dass die Übernahme der CS durch die UBS die unter den gegebenen Umständen beste Lösung war. Ein Resultat, das selbst Ermotti positiv überraschte.
Eine Motivationsspritze, die der Tessiner gut gebrauchen kann. Denn er wirkte bei seinem Auftritt etwas müde, hat bereits Wochen langer und harter Arbeit hinter sich. Und der grosse Brocken steht erst noch bevor, beginnt mit dem Vollzug der Übernahme ab kommendem Montag.
Die Mission Ermotti
«Wir spüren die Verantwortung», sagt Ermotti. «Es ist ein grosser Moment für die Schweiz und den Finanzplatz.» Der Tessiner fühlt sich in seinem Element, will der Schweiz etwas zurückgeben, er hat eine Mission zu erfüllen, kann endlich eine grosse Transaktion umsetzen.
Allerdings weiss er auch, dass es eine Riesenaufgabe ist, vor der die UBS steht: «Uns steht ein holpriger Weg bevor», sagt er mit Blick auf die Integration und Restrukturierung der Credit Suisse.
Was mit dem Schweizer Geschäft der CS passiert und wie tief die Einschnitte beim Personal sein werden, darüber schweigt sich Ermotti aus, lässt die Katze nicht aus dem Sack. «Es braucht aber eine Restrukturierung und ich bin überzeugt, dass wir die Personalsituation auch über Fluktuation, Frühpensionierungen und einen ausgewogenen Sozialplan gut unter Kontrolle bringen werden.»
Zückerchen für die Steuerzahler
Das Wort «Sozialplan» hat einige Beobachter aufgeschreckt. Denn es wird immer klarer, dass die Übernahme der CS nicht ohne den Abbau Tausender Stellen über die Bühne gehen wird.
Da kann es nicht schaden, dass die UBS in einem alten VW-Bus draussen vor dem Kongresszentrum Süssigkeiten und Vitamine verteilt. Ein Zückerchen gab es am Freitag in Bern auch für die Steuerzahler. Denn unter allen Umständen soll vermieden werden, dass diese für die Rettung der CS geradestehen müssen.
Deshalb haben der Bund und die UBS vor dem «historischen Montag» noch schnell den Vertrag zur Verlustgarantie aus der Credit-Suisse-Übernahme durch die UBS unter Dach und Fach gebracht. Dieser schreibt die strengen Auflagen fest, ab wann die finanzielle Garantie des Bundes über 9 Milliarden Franken bei allfälligen Verlusten bei der Verwertung von Aktiven der Credit Suisse wirklich greift.
40 Milliarden Franken
Bislang war unklar, wie hoch das Risiko ist, welches die UBS mit der Übernahme von verlustgefährdeten Wertpapieren der CS ist. Das Credit-Suisse-Wertschriftenportfolio «umfasst etwa drei Prozent der gesamten Aktiven der fusionierten Bank», schreibt dazu der Bundesrat. Die drei Prozent entsprechen einem Anlagevolumen von 40 Milliarden Franken, wie aus der UBS zu vernehmen ist.
Klar ist im Moment nur: Geld vom Bund gibt es nur für effektive Verluste bei der Verwertung – und wenn die Bank ihren Hauptsitz in der Schweiz belässt.