Vertrauensbruch bei der Gewerkschaft des Schweizer Kabinenpersonals Kapers: Eine ehemaliger Angestellter hat Geld veruntreut. Dabei soll es sich um einen mittleren sechsstelligen Betrag handeln. Der Täter ist geständig und befindet sich seit Mitte Februar in Untersuchungshaft. Die finanziellen Unregelmässigkeiten waren aufgefallen, nachdem der Täter letzten Sommer aus dem Amt schied.
Kapers-Präsidentin Sandrine Nikolic-Fuss (53) ist ausser sich: «Wir sind sehr enttäuscht, dass uns ein eigener Mitarbeitender betrogen hat. Das können wir nicht akzeptieren und wir werden alles unternehmen, um das verlorene Geld bis auf den letzten Rappen vom Angeklagten zurückzuerhalten.»
Detaillierte Angaben zum Fall darf Nikolic-Fuss gegenüber Blick zwar nicht machen, weil gewisse Punkte noch diskutiert werden und der Prozess voraussichtlich erst Ende Jahr stattfindet. Die Kapers werde den ganzen Fall aber konsequent durchleuchten. Unter anderem wird ein externes Audit durchgeführt. «Wir lassen von einer Revisionsfirma analysieren, was schief gelaufen ist», sagt Nikolic-Fuss. Interne Prozesse werden neu aufgegleist, das Gespräch mit Banken gesucht, damit so etwas nicht wieder vorkommen könne. Kapers hat zudem bereits beschlossen, den externen Finanzdienstleister auszuwechseln.
Kein finanzielles Problem für Kapers
Nikolic-Fuss legt zudem Wert auf die Feststellung, dass Kapers finanziell «jederzeit handlungsfähig» ist. Sowohl die Vereinskasse als auch die separat geführte, «bislang noch nie berührte» Streikkasse seien noch gut gefüllt. Bei einem Verband mit 2500 Mitgliedern, der sich aus Mitgliederbeiträgen finanziert, ist es bemerkenswert, dass ein mittlerer sechsstelliger Fehlbetrag problemlos weggesteckt werden kann. «Wir sind wie viele traditionell aufgestellte Schweizer Verbände sehr gut finanziert und verfügen über genügend Reserven, um mit so einem Fall klarzukommen», versichert Nikolic-Fuss.
Das ist insofern wichtig, als bei Kapers weitere Verhandlungen zu einem neuen GAV anstehen. Ein solcher war im Dezember vereinbart, im Februar aber von den Mitgliedern abgelehnt worden.