Vergleichsdienst Comparis rechnet vor
So teuer kann die Zinswende für Hausbesitzer werden

Hypotheken sind teilweise doppelt so teuer wie vor drei Monaten. Das kann schnell Tausende Franken an Mehrkosten für Eigenheimbesitzer bedeuten. Und die höheren Zinsen werden bleiben.
Publiziert: 23.06.2022 um 01:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.06.2023 um 17:42 Uhr
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Die Zinsen steigen und verteuern das Wohnen im Eigentum.
Foto: Thomas Meier
Christian Kolbe

Plötzlich ging es ganz schnell: Die rasant steigende Inflation hat im vergangenen Quartal die Zinssätze für neue Hypothekarabschlüsse in die Höhe schnellen lassen. Zehnjährige Hypotheken kosten 1,23 Prozentpunkte mehr als noch vor drei Monaten.

Das geht schnell ins Geld: Auf eine Hypothek von 750'000 Franken hochgerechnet sind das jährlich 9225 Franken mehr an Zinsen, schreibt der Vergleichsdienst Comparis.

Die schlechte Nachricht: Die höheren Zinsen werden so schnell nicht wieder verschwinden. «Die teurer gewordenen Hypothekarzinssätze sind keine kurzfristigen Ausreisser», sagt Comparis-Finanzexperte Leo Hug. «Die Zinsen für Festhypotheken sind schon lange vor dem Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank in der vergangenen Woche gestiegen. Die Zinsmärkte haben die unumgänglich gewordene Verknappung des Notenbankgeldes grösstenteils vorweggenommen.»

Der nächste Zinsschritt kommt

Das heisst, der Hypomarkt muss sich derzeit neu finden, sich an die neue Zinsnormalität auf höherem Niveau gewöhnen. Der starke Zinsanstieg spiegelt die Angst vor Inflation wider, verbunden mit der bangen Frage, ob der Kampf gegen die Teuerung ohne Absturz in eine Rezession über die Bühne gehen wird. Denn die Zinserhöhungen in den USA, aber auch in der Schweiz, habe die Lage nicht etwa beruhigt, sondern im Gegenteil noch mehr Zweifel geschürt.

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Auch in der Schweiz dürften die Zinsen weiter steigen: «Die SNB hat weiteren Handlungsbedarf. Sie dürfte sich in den nächsten Monaten ganz von ihrer Tiefzinspolitik verabschieden und den Leitzins bis zur Jahreswende aus der negativen Zone führen», glaubt Hug.

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Run auf Saron-Hypotheken

Interessant ist, wie Eigenheimbesitzer auf die Zinswende reagieren. Die einen hoffen darauf, dass die rasant steigenden Zinsen ein vorübergehendes Phänomen sind, die anderen haben diese Hoffnung bereits aufgeben. Das heisst, kurzfristige Saron-Hypotheken sind ebenso gefragt wie die Nachfrage nach Absicherung über eine 10-jährige Hypothek ungebremst hoch ist. Saron-Hypotheken sind variabel, der Zinssatz wird alle drei Monate neu festgelegt und bewegt sich nahe am Leitzins der SNB, zuzüglich einer Marge der Bank.

«Wer heute eine kurzfristige Hypothek abschliesst, setzt darauf, dass die Langfristzinsen in wenigen Jahren wieder sinken. Wer sich hingegen auf dem jetzigen Zinsniveau über zehn Jahre verpflichtet, glaubt nicht mehr an eine Rückkehr zu den alten Niedrigzinsen, selbst wenn die Teuerung einmal überwunden ist», so Hug. Das Heikle bei der Saron-Hypothek: Der Hypothekarschuldner trägt alle Marktrisiken alleine.

Ausser Hoffen gibt es nur noch eine Alternative: Sich über die verschiedenen Angebote schlau zu machen. Denn nach wie vor sind die Unterschiede zwischen den günstigsten und teuersten Hypotheken sehr gross. So lässt sich viel Geld sparen. Das beste Angebot für eine 10-jährige Hypothek liegt gemäss Comparis bei 2,50 Prozent, der durchschnittliche Richtsatz derzeit bei 2,94 Prozent. Das macht bei einer Hypothekarschuld von 750'000 Franken über die gesamte Laufzeit einen Preisunterschied von 33'000 Franken. Von diesem Geld kann sich eine Familie jedes Jahr mindestens einen zusätzlichen Kurzurlaub leisten.

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