«Es ist der richtige Zeitpunkt, um die Geldpolitik zu straffen»
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Jordan zur Zinserhöhung:«Es ist der richtige Zeitpunkt, um die Geldpolitik zu straffen»

Die wichtigsten Fragen zur Zinserhöhung
Das bedeutet der Zinsentscheid für Sparer, Hausbesitzer und Ferienreisende

Der massive Zinsschritt der SNB hat Auswirkungen bis in die Stube der Schweizer Bevölkerung. Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
Publiziert: 17.06.2022 um 00:36 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2023 um 11:29 Uhr
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Der SNB-Entscheid wirkt sich noch nicht direkt aufs Portemonnaie aus. Trotzdem gibt es Grund zur Freude – ...
Foto: Keystone
Martin Schmidt und Christian Kolbe

Der Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ist ein Paukenschlag: Der Leitzins steigt von minus 0,75 auf minus 0,25 Prozent. Was auf den ersten Blick nach einer kleinen Zahl aussieht, hat für die Schweizer Bevölkerung grosse Auswirkungen auf fast alle Lebensbereiche. Blick liefert die Übersicht über die wichtigsten Folgen der Zinserhöhung.

Was heisst der Entscheid fürs eigene Portemonnaie?

In der Geldbörse der Schweizerinnen und Schweizer ändert sich aktuell nichts. Wegen der Inflation steigen die Preise beim Einkaufen. Der Zinsschritt soll dem entgegenwirken – das gelingt allerdings nicht von heute auf morgen. Die Schweizerinnen und Schweizer akzeptieren die höheren Preise bisher. Dabei hilft auch, dass viele Leute während der Corona-Pandemie deutlich mehr Geld zur Seite legen konnten. Sobald der Kampf der Nationalbank gegen die Inflation Früchte trägt, wird das auch die Kaufkraft positiv beeinflussen.

Werden die Sommerferien im Ausland billiger?

Ja. Da der SNB-Entscheid für die Märkte überraschend kam, hat der Franken gegenüber ausländischen Währungen nochmals zugelegt. Im Vergleich zum Euro hat der Franken seit dem Sommer 2019 rund 8,5 Prozent an Wert gewonnen. Im gleichen Zeitraum haben die Preise für einen Restaurantbesuch in Frankreich oder Italien deutlich weniger stark angezogen.

Platzen nun die Pläne der Hausbauer?

Nein, das muss nicht sein. Aber wer jetzt ein Haus baut, der muss sich bewusst sein: Das Bauen an sich wird teurer und eben auch die Finanzierung. Die Zeiten der supertiefen Zinsen sind endgültig vorbei. «Es hat auch schon mehr Spass gemacht, ein Haus zu bauen oder zu kaufen», sagt Donato Scognamiglio (52), Chef der Immobilienberatungsfirma IAZI.

Kommen nun günstigere Eigenheime auf den Markt?

Nein. Denn von günstig kann keine Rede sein, die wenigen Häuser oder Eigentumswohnungen, die auf den Markt kommen, sind einfach nicht mehr ganz so extrem teuer. Das Angebot ist immer noch viel kleiner als die Nachfrage, das verhindert ein Abrutschen der Preise.

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Gehen die Zinsen für Privatkredite jetzt durch die Decke?

Nein. Aber Comparis-Analyst Michael Kuhn (43) rechnet mit versteckten Erhöhungen. «Es werden künftig sicherlich mehr Kunden einen höheren Zins bezahlen müssen.» Steigen die Kriterien für eine Kreditvergabe, dürften einige Leute gar keinen Kredit mehr erhalten. «Oder aber zu extrem hohen Zinsen von neun und mehr Prozent», so Kuhn. Damit sichern sich die Banken gegen das höhere Risiko ab.

Ist es vorbei mit zinsfreien Ratenzahlungen von Fernsehern oder Autos?

Der Ratenkauf eines Haushaltsgeräts oder Möbels ist im Trend – auch dank der zinsfreien Abstotterung. «Für viele Angebote werden nun wieder Zinsen fällig», ist Comparis-Analyst Michael Kuhn überzeugt. Bei den verbleibenden zinsfreien Angeboten rechnet Kuhn damit, dass Anbieter die Basispreise erhöhen, damit sie weiterhin mit einem Nullzins locken können. «So wird es teilweise bereits beim Singles Day, Black Friday und Cyber Monday umgesetzt.»

Wirft das Sparkonto bald endlich wieder mehr Zinsen ab?

Ja, Kleinsparer dürfen mit Zinserhöhungen rechnen. Die Banken verfolgen allerdings sehr unterschiedliche Zinsstrategien. «Jene, die möglichst viele neue Sparguthaben anlocken möchten, dürften schneller mit höheren Zinsen reagieren», sagt Markus Lackner (43), Experte beim VZ Vermögenszentrum. Trotzdem werden Sparkonten auch jetzt kaum Zins abwerfen – und das Geld auf dem Konto weiter an Wert verlieren. Die Experten des Bundes rechnen für das laufende Jahr mit einer Inflation von 2,5 Prozent – das ist weit mehr als die Bankzinsen.

Ist es damit auch mit den Negativzinsen auf üppigen Sparkonten vorbei?

Für die Banken wird es nun deutlich schwieriger, gegenüber ihren Kunden Negativzinsen zu begründen. «Schon allein aus Imagegründen werden die Negativzinsen bei den publikumsnahen Banken verschwinden», sagt Comparis-Analyst Michael Kuhn. Er ist überzeugt, dass geldfressende Zinsen nun schnell zur Ausnahme gehören werden. Am Donnerstag haben bereits die Berner Kantonalbank, die Zürcher Kantonalbank, die UBS und die Postfinance bekannt gegeben, die Negativzinsen für Kunden mit hohen Guthaben anzupassen. Auch Raiffeisen Schweiz hat den Regionalbanken eine Senkung empfohlen.

Was bedeutet die Zinswende für Anleger?

Viele Aktien haben seit Jahresbeginn bereits deutlich an Wert eingebüsst. Die weltweit hohen Inflationsraten und die grosse Verunsicherung an den Märkten hat massive Korrekturen nach sich gezogen. «Der Aktienmarkt hat die derzeitige Entwicklung also schon zu einem wesentlichen Teil eingepreist», sagt VZ-Experte Markus Lackner. Das gelte auch bei den Obligationen. «Die Zinsen von Schweizer Staatsanleihen mit einer zehnjährigen Laufzeit sind bereits vor dem Entscheid von rund –0,1 Prozent auf +1,3 Prozent angestiegen.» Eine neuerliche Reaktion blieb trotzdem nicht aus: Die Zinsen für zehnjährige Anleihen sind auf über 1,5 Prozent gestiegen.


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