«Sie müssen ihre Emotionen zurückstellen»
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Geforderte Spitex-Mitarbeiter:«Sie müssen ihre Emotionen zurückstellen»

Verbale und physische Gewalt
Auch in der Spitex erleben Pflegekräfte Aggressionen

Bisher bekannt sind zunehmende Aggressionen gegen das Personal in Spitälern, besonders in der Notaufnahme. Doch auch in der häuslichen Pflege sind Spitex-Angestellte Gewalt ausgesetzt.
Publiziert: 23.08.2022 um 15:51 Uhr
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Angela Schnelli, Leiterin Fachstelle Spitexentwicklung Thurgau, untersucht Aggressionen in der häuslichen Pflege. zvg
Ulrich Rotzinger

Plötzliches Fluchen, am Pferdeschwanz packen oder mit der Faust drohen – nicht nur in den Spitälern nehmen Aggressionen gegen Ärztinnen und Pfleger zu. Auch Spitex-Angestellte erleben verbale und physische Gewalt. Häufig. Tendenz steigend. «Am meisten wird von verbalen Aggressionen berichtet», sagt Angela Schnelli (32) im Skype-Interview mit Blick TV. Diese seien schwer auszuhalten. Dazu gehörten auch physische Aggression und Bedrohungen.

Die Leiterin Fachstelle Spitexentwicklung Thurgau hat in einem Dissertationsprojekt Aggression in der häuslichen Pflege von Menschen mit Demenz untersucht. «Menschen mit Problemen im Gedächtnis oder der Orientierung, haben eine höhere Chance zum sich aggressiv zu verhalten gegenüber Spitex-Mitarbeitenden», weiss Schnelli. Auslöser der Patienten-Gewalt seien «Nichtverstehen ihrer Situation» oder «Überforderung der Klienten».

Spitex-Pflegende sind in spezieller Situation

Aus dem Projekt geht bereits hervor, dass fast 80 Prozent der Studienteilnehmenden im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der Spitex Aggressionsereignisse erlebt haben. Dazu kommt auch das Ausspielen der Spitex-Mitarbeitenden gegeneinander. Die Befragten befürchteten, dass die Drohungen gegen sie bewahrheiten oder sexuelle Übergriffe erfolgen.

«Bei der Spitex sind die Pflegenden allein unterwegs, die Einsätze folgen eng aufeinander, sie müssen ihre Emotionen und Gefühle, die sie erlebten, schnell wieder versorgen», sagt Schnelli zur speziellen Herausforderung bei der mobilen, häuslichen Pflege.

Handlungsbedarf besteht laut Schnelli bei der Aus- und Weiterbildung des Personals, Sensibilisierung der Führungspersonen hinsichtlich der wachsenden Alltags-Belastungen und Ausarbeitung von Konzepten zur Nachsorge von Aggressionsereignissen.

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