Auf einen Blick
- Wallis baut in roten Gefahrenzonen trotz Hochwasserrisiken
- 430 der 600 Neubauten in roten Zonen sind im Wallis
- Das Bundesamt für Umwelt fordert Verbot des Bauens in Gefahrenzonen
Die Bilder hängen noch in vielen Walliser Köpfen: Im Sommer sorgten massive Unwetter für Überschwemmungen und Hochwasser im Gebirgskanton. Besonders getroffen hats die Stadt Siders und den Nachbarort Chippis. Zahlreiche Firmen am nördlichen und südlichen Rhone-Ufer mussten ihren Betrieb einstellen. Es sind Szenarien, welche in Zukunft wohl leider öfters vorkommen werden – denn das Klima verändert sich.
Die Gefahrenzonen – auch rote Zonen genannt – sind schon länger bekannt. Im Wallis gibt es aufgrund der Hochwassergefahr besonders viele. Bauen ist auf diesem Land grundsätzlich verboten. Jetzt enthüllt eine SRF-Recherche: Trotz der Risiken hat der Kanton Wallis in den letzten Jahren grosszügig Baubewilligungen in gefährlichen Zonen vergeben. Und das als einziger Kanton der Schweiz.
Mehr als zwei Drittel
Laut einer exklusiven Datenanalyse der Universität Bern in Zusammenarbeit mit SRF wurden in den letzten acht Jahren rund 600 Neubauten in roten Zonen errichtet – 430 davon im Wallis.
Mehr zu Unwettern
Hydrologe Andreas Zischg hat die Daten für SRF ausgewertet. Er kritisiert diese Praxis im Bericht scharf: «Man nimmt das Risiko bewusst in Kauf. Angenommen, in 20 Jahren passiert tatsächlich ein Hochwasserereignis, dann ist das eine grosse Katastrophe.» Was der Kanton macht, ist aber nicht illegal. Denn seit über 15 Jahren sind Ausnahmen erlaubt, die kantonale Verordnung wurde erst im August erneuert.
Das Bundesamt für Umwelt ist derweil alarmiert. In einem Brief empfahl es dem Kanton bereits vor zwei Jahren dringend, das Bauen in der roten Zone zu verbieten. Hinzu kommt: Die dritte Rhonekorrektur – das grösste Hochwasserschutzprojekt der Schweiz – kommt nur schleppend voran. Das Projekt soll rund 100'000 Menschen schützen. Doch die Ausnahmeregelungen bleiben bestehen. Im Wallis wird trotzdem munter in der roten Zone gebaut.
In einer Gemeinde steht ein Viertel der gefährlichen Neubauten
Hotspot ist dabei die Gemeinde Fully. 150 Neubauten wurden in den letzten acht Jahren in der roten Zone gebaut. 120 davon sind Wohnhäuser. Gegenüber SRF erklärt die Gemeindepräsidentin Caroline Ançay-Roduit: «Wenn der Kanton empfiehlt, dass ein Gebäude nicht erstellt werden soll, werden wir das Baugesuch nicht autorisieren.» Die Gemeinde verlässt sich also auf den Kanton.
Verantwortlich für die Prüfung der kantonalen Baugesuche ist die Dienststelle von SVP-Staatsrat Franz Ruppen. Auch er versucht, sich gegenüber SRF zu erklären: «Es wäre gar nicht möglich, in einer Region wie Fully Raumplanung zu machen, wenn man nicht in der roten Zone bauen könnte.» Ruppen betont, dass die Gesetzgebung verschärft wurde und jedes Gesuch in Zukunft genau geprüft werde.
Blick benutzt künstliche Intelligenz als Helferin bei der Redaktionsarbeit, etwa beim Aufspüren verschiedener Quellen oder beim Erstellen von Zusammenfassungen von Texten. Blick befolgt beim Einsatz von KI strenge Regeln. So hat immer der Mensch das letzte Wort. Mehr Infos gibts hier.
Blick benutzt künstliche Intelligenz als Helferin bei der Redaktionsarbeit, etwa beim Aufspüren verschiedener Quellen oder beim Erstellen von Zusammenfassungen von Texten. Blick befolgt beim Einsatz von KI strenge Regeln. So hat immer der Mensch das letzte Wort. Mehr Infos gibts hier.