Derzeit werden in Zürich Wollishofen an bester Lage Luxuswohnungen erstellt. Direkt zwischen dem Bahnhof und dem Ufer des Zürichsees. Dort, wo die Franz AG während Jahrzehnten elegante Automobile der Marke Peugeot verkauft hat. Und eine der ersten Autowaschanlagen der Stadt ihr Eigen nannte. Im kleinen Tankstellenshop haben sich Partygänger am Wochenende mit Snacks und Drinks versorgt. Das alles ist nun Geschichte.
Nun ziehen Büezer hier Wohnsiedlungen der Luxusklasse in die Höhe. Auf sieben Stöcken werden 68 Wohnungen erstellt. Die Preise sind happig, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Ein Beispiel: Eine 105 Quadratmeter grosse 3,5-Zimmer-Wohnung im 1. OG – ohne Seeblick! – kostet 4455 Franken im Monat. Die teuerste Wohnung liegt im 6. Stock, hat ebenfalls 3,5 Zimmer und kostet 7590 Franken. Verhältnismässig günstig ist da eine 71 Quadratmeter grosse 2,5-Zimmer-Wohnung für 3925 Franken. Krasser Gegensatz: Ganz unten im Parterre wird Discounter Aldi Suisse eine Filiale eröffnen. Oben Luxus, unten der Billigheimer.
Monster-Mieten sorgen für Ärger
Wenig erstaunlich, dass die Monster-Mieten bei Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Politikerinnen und Politikerinnen für Ärger sorgen. Die Preise sind meilenweit von den «Wohnungen im mittleren Preissegment» entfernt, von denen die Bauherrin Franz AG noch 2019 sprach.
Mit solchen Mieten habe man «ein jüngeres Publikum anziehen» wollen, schreibt der «Tages-Anzeiger». Das dürfte nicht funktionieren. Welche Studentin der Kunsthochschule oder welcher Jus-Student im zweiten Semester soll sich eine solche Bleibe leisten können?
Preise wie am Zürichberg
Bleiben die Luxuswohnungen an bester Lage die einzigen? Anwohner befürchten das Schlimmste. Nämlich, dass die Baufirma Kibag auf ihrem Areal direkt neben der Roten Fabrik – ebenfalls an bester Lage am See – Immobilien der Luxusklasse erstellen wird. Die Vereinigung «Linkes Seeufer für alle» und der Quartierverein Wollishofen wollen dies verhindern.
Auch für die Grünen ist klar: «Wenn wir das Areal als lebendige Zone für die Bevölkerung erhalten wollen, müssen wir jetzt handeln», sagt der Zürcher Gemeinderat Luca Maggi (28) im Bericht. Die Bevölkerung wolle direkt am See keine weiteren Luxuswohnungen. «Wohnungen ab 5000 Franken zu Quadratmeterpreisen von 600 Franken und mehr zu vermieten, ist eine neue Dimension für Zürich. Solche Preise wurden bisher nur in Luxusobjekten am Zürichberg verlangt», sagt Walter Angst (61), AL-Gemeinderat und Co-Geschäftsleiter des Mieterinnen- und Mieterverbandes zu Blick.
Das Bauprojekt sei kein Beitrag zur Verdichtung. «In den 68 Wohnungen werden nicht mehr als 100 Personen leben, die das Objekt eventuell erst noch als Zweitwohnsitz benutzen. Ein Wohnflächenverbrauch von über 60 Quadratmeter pro Person ist nicht zu verantworten», sagt er.
Bei Franz gehe es um einen einfachen Block an einer viel befahrenen Strasse. Und doch: «Die hohen Preise können allein wegen der bevorzugten Lage am See, der nahen S-Bahnhof Wollishofen und der Nähe zu kulturellen Einrichtungen wie der Roten Fabrik oder dem Theaterspektakel verlangt werden.»