«Wir müssen in den nächsten 30 Jahren von Öl und Gas wegkommen»
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Simonetta Sommaruga:«Wir müssen in den nächsten 30 Jahren von Öl wegkommen»

Umweltministerin Sommaruga zum Start-up-Boost
«Ich will, dass wir diese Chance packen»

Am Montag und heute Dienstag treffen sich Hunderte von Start-ups und Investoren am Flughafen Zürich. Das Ziel: mit der Rettung der Natur Geld zu verdienen. Ein Ziel, dem auch die Schweizer Umweltministerin Simonetta Sommaruga viel abgewinnen kann.
Publiziert: 07.12.2021 um 00:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.12.2021 um 08:20 Uhr
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Im The Circle am Flughafen Zürich treffen sich heute und morgen Dienstag Hunderte Start-ups und Investoren, um die Rettung des Klimas zu finanzieren.
Foto: Philippe Rossier
Christian Kolbe

Eine sozialdemokratische Umweltministerin, die so tönt wie ein liberaler Wirtschaftsminister: Das ist kein Widerspruch, das ist Noah. Eine Konferenz am Flughafen Zürich, die heute und morgen Dienstag zeigen will, wie mit der Rettung der Natur Geld zu verdienen ist. Dafür bringt der Veranstalter Hunderte von Investoren und Start-ups im Kampf gegen den Klimawandel zusammen.

Die Zeit ideologischer Scheuklappen ist vorbei, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um den Klimawandel zu stoppen. «Die Schweiz hat die Chance, bei der Dekarbonisierung vorne dabei zu sein. Und ich will, dass wir diese Chance packen», rüttelt die Schweizer Umweltministerin Simonetta Sommaruga (61) das Publikum zu Beginn der Veranstaltung auf.

Wachstumsmotor Cleantech

«Wenn wir diese Aufgabe gut machen, dann können wir unser Land dadurch sogar noch vorwärtsbringen», sagt Sommaruga im Gespräch mit Blick. Vorwärtsbringen, das heisst, Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen. Als Beispiel führt die Umweltministerin den Cleantech-Sektor an, der sich «in den letzten Jahren deutlich dynamischer entwickelt habe als die Gesamtwirtschaft».

Der Ersatz von Öl- und Gasheizungen, der Ausbau von Fernwärmenetzen oder der Ladeinfrastruktur für Elektroautos: alles Bereiche, in die der Staat in den kommenden Jahren viel Geld steckt. Doch es braucht mehr: «Lasst uns mutig sein», schmettert einer der ersten Redner in den Saal. Eine Botschaft, die bei Sommaruga Gehör findet: «Wichtig ist, dass wir den Investoren aufzeigen, wie es in unserem Land nun weitergeht. Dann wissen sie auch, wohin sie ihr Geld bringen müssen!»

Das Geld ist vorhanden

Der Staat muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen, dass das sogenannte Risikokapital den Weg in die Schweiz und zur Rettung des Klimas findet. «Das Geld ist vorhanden, lenken wir es in die richtige Richtung, dann können wir alle zusammen nur gewinnen», ist die Umweltministerin überzeugt.

Das wünscht sich auch Klaus Hommels (54), der mit der Investition von Risikokapital in Internetfirmen viel Geld verdient hat. Hommels warnt im Gespräch mit Blick: «Wir können es uns in Europa nicht nochmals leisten, so viel Geschäfte an die Techfirmen zu verlieren.» Deshalb sein Appell:
«Es braucht eine liberale Ausgestaltung der Anlagevorschriften für Pensionskassen und Versicherungen.» In Europa wie in der Schweiz. «Mit all den Geldern und Vermögen in der Schweiz kann das Land das Rückgrat für die Finanzierung des Kampfes gegen den Klimawandel bilden», ist Hommels überzeugt. Und ermuntert Staat und Wirtschaft: «Das ist ein Sektor, den sich die Schweiz schnappen sollte!»

Wertvolle Biodiversität

Eine, die einen Finanz-Booster für ihr Start-up Naturemetrics sucht, ist Kat Bruce (36). Die Britin ermittelt mit ihrer Firma den Wert von Biodiversität. Ein schwieriges, aber lohnendes Unterfangen: Denn je exakter der Wert eines Stück Regenwaldes mit all seinen Tieren und Pflanzen ermittelt ist, desto eher lässt sich der Landbesitzer davon überzeugen, dass ein intakter Wald mehr wert ist als ein abgeholzter. «Wir müssen die Ausbeutung der Natur endlich beenden und zu einem nachhaltigen Wirtschaften übergehen», ist Bruce überzeugt. Die Berechnungen von Naturemetrics stossen auf grosses Interesse. Gleich nach ihrem Auftritt wird sie von Investoren angesprochen, dank ihrer Arbeit erhält die Natur ein Preisschild – ein wichtiger Anhaltspunkt für die Geldgeber an der Noah-Konferenz.

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