Umstrittene Sterbehilfe
Jetzt spricht Exit über Suizidkapsel Sarco

Die Suizidkapsel dürfte den Sterbetourismus in die Schweiz kaum anheizen. Experten sehen grössere Auswirkungen durch mögliche Gesetzesänderungen in den Nachbarländern. Jetzt äussert sich auch Exit.
Publiziert: 08.08.2024 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2024 um 10:45 Uhr
Wird die Suizidkapsel je zum Einsatz kommen? (Archivbild)
Foto: AFP

Der Tod bewegt die Menschen. Die als «Tesla der Sterbehilfe» bekanntgewordene Suizidkapsel Sarco wollte in diesem Sommer der ersten Patientin einen «Tod in Würde» ermöglichen. Daraus wurde nichts. Die Premiere ist Mitte Juli geplatzt, die bereits in die Schweiz eingereiste Amerikanerin Jessica Campbell* (†55) schied stattdessen mit einer in der Schweiz anerkannten Sterbehilfe aus dem Leben.

Diese Woche zitierte die NZZ aus einem Brief von Campbell, worin die Frau aus dem US-Bundesstaat Alabama schwere Vorwürfe gegen Exit International – Betreiber der Suizidkapsel – erhob. Sie berichtete von «finanzieller Ausbeutung», «Medienstress» und «herzlosen Menschen». 

Bislang wollte sich die anerkannte Sterbehilfeorganisation Exit nicht zum Sarco äussern. Jetzt äussert sich Exit-Sprecherin Danièle Bersier gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Sie hält es daher derzeit für wenig wahrscheinlich, dass The Last Resort – Betreiber der Suizidkapsel – künftig in der Schweiz mehr als vereinzelt Sterbehilfe mit dem Sarco leisten wird. Zudem legalisierten immer mehr EU-Länder die Sterbehilfe. Und je mehr Länder die Sterbehilfe legalisierten, desto weniger Sterbetourismus finde statt.

Ethiker äussern sich

Die allgemeine Rechtslage sei in der Schweiz im Vergleich zu vielen anderen Ländern geklärt und es bestünden etablierte Organisationen mit der nötigen Erfahrung in der Umsetzung, stellt auch Jürg Streuli von der Stiftung Dialog Ethik fest.

Länder wie Deutschland, Frankreich und Italien hätten weiterhin entweder strengere oder aber fehlende Regelungen, die Suizidhilfe für Einzelpersonen mit Hürden oftmals noch immer faktisch verunmöglichten. Durch die schrittweise Liberalisierung der Sterbehilfe in den Nachbarländern werde der Sterbetourismus in die Schweiz möglicherweise abnehmen.

Der Ethiker Markus Zimmermann geht davon aus, dass der Suizidtourismus in die Schweiz durch die Kapsel nicht beeinflusst wird. Neben liberalen Gesetzgebungen in vielen Ländern der Welt wirke die Suizidkapsel und die bisher vorhandenen Informationen eher abschreckend als anziehend.



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