Rentenkürzungen sind bei der Schweizer Bevölkerung sehr unpopulär. Eine aktuelle Umfrage der Axa Investment Managers AG zeigt: 85 Prozent der Befragten sind kaum oder gar nicht bereit dazu, eine tiefere Rente in Kauf zu nehmen.
Doch genau das blüht einem Teil der Bevölkerung bei einem Ja zur Pensionskassen-Reform, die am 22. September zur Abstimmung steht. Aktuell streiten sich das Pro- und Contra-Lager darüber, für wie viele die Reform eine tiefere Rente zur Folge hätte. Die Behörden gehen davon aus, dass die Renten ab einem geschätzten Monatseinkommen von 5500 Franken im BVG-Obligatorium sinken dürften. Gemäss Gewerkschaften soll die Reform unter dem Strich bereits bei deutlich tieferen Gehältern einen negativen Effekt haben, wie Blick berichtet hat.
Eine Studie des Beratungsbüros BSS kam zum Schluss, dass bei einer Annahme 359'000 Personen mit einer höheren und 169'000 mit einer tieferen Rente rechnen dürfen.
Aktive Einzahler verlieren Kapital
Die grosse Mehrheit der Befragten ist überzeugt, dass eine Reform der Altersvorsorge nötig ist. «Die Lebenserwartung steigt und beim aktuellen Umwandlungssatz geht die Rechnung nicht mehr auf», sagt Werner Rutsch (56), Geschäftsleitungsmitglied bei Axa Investment Managers Schweiz. Die Axa-Tochter ist in den Bereichen Versicherungen und Vermögensverwaltung tätig.
Aktuell zahlen die aktiven Einzahler die PK-Renten der Pensionierten mit. Deshalb überrascht es kaum, dass jede zweite Person befürchtet, es werde heute zu wenig gespart und deshalb seien die Vorsorgegelder nicht gesichert. Die Reform würde den Mindestumwandlungssatz von 6,8 auf 6 Prozent senken und damit die heutige Quersubventionierung reduzieren.
Hohe Eigeninitiative beim Sparen
Müssten die Befragten eine tiefere PK-Rente in Kauf nehmen, haben sie klare Präferenzen, wie sie die Ausfälle ausgleichen würden. Am liebsten auf eigene Faust. Die allermeisten sprechen sich dafür aus, freiwilliges Sparen durch Steuervergünstigungen zu fördern. So wie man es heute bereits beim Aufbau von Vorsorgekapital in der dritten Säule kennt.
Länger arbeiten ist kein Tabu mehr. Drei von vier Befragte würden sich bei einer tieferen Rente bessere Möglichkeiten wünschen, über das heutige Rentenalter von 65 Jahren Teilzeit hinaus weiterzuarbeiten. Dafür müsste die Wirtschaft jedoch entsprechende Modelle fördern. Nur jeder Dritte hält es für realistisch, nach der Pensionierung eine bezahlte Stelle zu finden. «Die PK-Reform senkt die Beiträge für ältere Arbeitskräfte und wäre hierfür sicher ein kleiner Hebel», sagt Rutsch.
Länger arbeiten und früher einzahlen
Mit Blick auf die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel dürfte das Thema künftig weiter an Bedeutung gewinnen. «Wir müssen Wege finden, damit die Leute länger in der Arbeitswelt verbleiben. Fast zwei Drittel können sich heute vorstellen, länger zu arbeiten.»
Bei den Befragten viel Zuspruch erhält auch die Idee, schon zu Beginn der Berufskarriere in die PK einzuzahlen – und nicht erst ab 25 Jahren, wie es heute der Fall ist.
Höhere Lohnabzüge oder ein generell höheres Pensionsalter fallen hingegen bei gut 60 Prozent der Befragten durch. Wie sie zu höheren Arbeitgeberbeiträgen stehen, war dagegen nicht Teil der Umfrage.
Neue Finanzierungsquellen
Viele Befragte könnten sich auch mit einer Beteiligung des Bundes an den PK-Leistungen anfreunden. Dafür würden sie am ehesten bei Zahlungen ins Ausland – also Entwicklungshilfen, beim Militär oder der Landwirtschaft sparen. Oder aber neue Steuern einführen, beispielsweise auf Finanztransaktionen oder Erbschaften.
Die Befragten rechnen damit, dass sie bei der Pensionierung mit der AHV und PK auf rund 56 Prozent ihres letzten Lohns kommen. Die Mehrheit gibt deshalb an, diese Lücke mit zusätzlichen Ersparnissen zu schliessen. Personen mit tiefem Einkommen ist dies jedoch nur in kleinem Mass möglich. Jeder Zweite von ihnen erwartet deshalb, sich nach der Pensionierung einschränken zu müssen.